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Der Preis der Freiheit
Der Preis der Freiheit
Geschichte Europas in unserer Zeit

Dass Zeitgeschichte einen Beitrag zum besseren Verständnis der Gegenwart leisten kann, ist fast schon eine Binsenweisheit; jenseits von erinnerungspolitischen oder -kulturellen Studien wird eine Geschichte der Gegenwart ' mithin der 'Mitlebenden' in der klassischen Rothfels'schen Definition ' aus verschiedenen Gründen wie mangelnder Distanz oder fehlendem Archivzugang kaum einmal praktiziert. Schon deshalb musste das Buch des IfZ-Direktors Andreas Wirsching zur Geschichte Europas vom Herbst 1989 bis in den Herbst 2011 die Aufmerksamkeit des Publikums, aber auch der Historikerzunft auf sich ziehen.

Das Kunstwerk und die Erinnerung
Das Kunstwerk und die Erinnerung
Dem Vergangenen im Bild eine Präsenz geben

Eine Schwarzweißfotografie, eine Synagoge, hohes Gewölbe, die Perspektive in die Tiefe des Raums gerichtet, auf die Bimah. Licht erleuchtet das untere Drittel des Bildes, reflektiert sich jedoch nicht an Bänken für Betende, sondern im Wasser, an den Kacheln eines Schwimmbassins. Ein einzelner Schwimmer zieht eine Spur nach Osten.
Am Anfang der Studie 'Das Kunstwerk und die Erinnerung. Dem Vergangenen im Bild eine Präsenz geben' steht ein Bild aus der sechsminütigen Videoinstallation '1942 (Poznan)' des Künstlers Uriel Orlow. Die Installation inspirierte Eric Jacobson, Lehrender für Theologie und Jüdische Studien an der Universität Roehampton, zur philosophischen Auseinandersetzung mit Problemen der Darstellung nach der Shoah. Ausgangspunkt sind zwei in der Moderne relativ neue Aspekte, die Präsenz und die Leere ' An- und Abwesenheit.

Deutsches Fremdwoerterbuch
Deutsches Fremdwörterbuch

Das 'Deutsche Fremdwörterbuch' (DFWB) erscheint in erster Auflage seit 1913 und war ursprünglich als Ergänzung des Deutschen Wörterbuchs der Brüder Grimm konzipiert, das als nationalpädagogisches Werk des 19. Jahrhunderts den einheimischen Wortbestand betont und die Entlehnungen aus anderen Sprachen auch in den jüngeren Bänden nur in einer kleinen Auswahl enthält. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte man allerdings erkannt, dass die Sprachwirklichkeit des Deutschen nur dann abgebildet werden kann, wenn der einheimische und der entlehnte Wortschatz gleichermaßen gesammelt und erläutert werden.

Macht und Ohnmacht der Sprache
Macht und Ohnmacht der Sprache
Philosophische und psychoanalytische Perspektiven

Der Sammelband ist eine Hommage an die Sprache, nicht an irgendeine Sprache, sondern an die menschliche Sprache an sich, an das menschliche Vermögen zu sprechen. Immer wieder geht es dabei um die Funktionen der Sprache, um ihre Funktion zur Erkenntnis und zur Darstellung, zur Hervorbringung und zur Gestaltung der Welt, zur Interaktion und Kommunikation mit anderen, zur Gemeinschaftsbildung, zur Sinnbildung und Sinnstiftung und zum Verstehen. 'Sprechend beziehen wir uns auf die Dinge, auf andere Menschen und auf uns selbst; über Sprache dringen wir forschend in die Welt ein, sprechend vollziehen wir Handlungen, konstruieren wir Geschichten und begründen Institutionen, im Gespräch verständigen wir uns mit Fremden. 

Wissen schaffen - Wissen kommunizieren
Wissen schaffen - Wissen kommunizieren
Wissenschaftssprachen in Geschichte und Gegenwart

Die Frage nach dem Gebrauch des Deutschen und des Englischen als Wissenschaftssprachen im deutschen Sprachraum, aber auch in der Welt, beschäftigt die Germanistik seit nunmehr etwa einem Vierteljahrhundert. Dass diese Diskussion noch nicht zu Ende geführt ist, sondern weitere Einsichten und Denkanstöße zeitigt, belegt der vorliegende Sammelband, der auf ein Symposion am 15. und 16. Oktober 2009 an der Universität Bamberg zurückgeht, auf anspruchsvolle Weise.

Es ist schwer, so ins Dunkle zu reden
"Es ist schwer, so ins Dunkle zu reden"
Briefe an Isak Grünberg 1930-1937

Für seine Existenz steht das Bild des Autors, der jahrzehntelang in einem Genfer Kellerzimmer hauste, ein verschrobenes und verkanntes Genie (vielleicht auch nur ein Spinner?), allein mit ein paar Katzen und einem Rotkehlchen und einigen dreißig Metern durch den Raum gespannte Wäscheleine, an der zu Tausenden die Zettel mit jenen 'Notizen' hingen, die kein Mensch las ' keineswegs eine Idylle à la Spitzweg! Mit seltener Konsequenz ist dieser Außenseiter der Schweizer Literaturgeschichte dem nachgekommen, was er als seine Berufung begriff: dem Schreiben.

Begegnungen, Vertreibungen, Kriege
Begegnungen, Vertreibungen, Kriege
Gedenkbuch zur Geschichte der Universität Heidelberg

Die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg blickt als zweitälteste Universität im deutschen Sprachraum auf eine 625-jährige Geschichte zurück. Das Jubiläumsjahr 2011 gab den Rahmen für zahlreiche Festveranstaltungen und Veröffentlichungen, darunter auch das Gedenkbuch der evangelischen Universitätsgemeinde Heidelberg, mit dem an Namen und Lebensschicksale von Menschen erinnert werden soll, die mit der Universitätsgeschichte eng verbunden sind. In einer kurzen Einleitung zur 'Geschichte der Universität' von 1386 bis zur Gegenwart werden die verschiedenen Facetten des Heidelberger universitären Lebens mit ihren Höhen und Tiefen skizziert.

Der Literaturbetrieb
Der Literaturbetrieb. Texte - Märkte - Medien.
Eine Einführung

Dass das, was gewöhnlich unter ,Literaturbetrieb' firmiert, ein mehr als heterogenes 'Ensemble von Institutionen und Praktiken' (S. 118) bezeichnet, ist in der Literaturwissenschaft mittlerweile ebenso ein Gemeinplatz, wie die Beobachtung, dass Literatur und Betrieb in vielfältiger Weise aufeinander angewiesen sind. Mit dem Anspruch, ordnende Einsichten in eben diese Zusammenhänge zu ermöglichen, legen Überblicke über und Einführungen in Prozesse der Herstellung, Verbreitung und Rezeption von Literatur die Leitlinien einer sich seit Kurzem zunehmend ihres Praxisbezugs versichernden Literaturwissenschaft.

Kleingeld
Kleingeld
Die verborgene Seite des Geldes

Der Wirtschaftswissenschaftler Birger P. Priddat hat sich dem derzeit hochaktuellen Thema Geld sozusagen von unten genähert: Er präsentiert das lange vernachlässigte Thema 'Kleingeld' mit einer ganzen Fülle ansehnlicher Bilder und unterhaltsamer Geschichten. Dabei geht es unter anderem um Notgelder und Gutscheine, Spielbankjetons und LPG-Gelder, Revolutionsgelder und Flugmeilenprogramme, Pfandmarken und Geldkarten. Dies sind nur einige Beispiele aus einer bunten Palette, die der Autor in 116 Kapiteln zusammengestellt hat. Hierunter finden sich beispielsweise auch eingehendere Betrachtungen zur Verwahrung des Kleingeldes: Mit 'Geld kostet Geld' ist etwa das Kapitel 110 überschrieben, in welchem die Probleme von Kleinhändlern beschrieben werden, die sich seit 2004 mit erheblich gestiegenen Bankgebühren bei der Einzahlung von Münzgeld konfrontiert sehen.

Der Patagonische Hase
Der Patagonische Hase
Erinnerungen

Man kann auf unterschiedliche Art und Weise eine Autobiografie bzw. Erinnerungen schreiben: chronologisch ' das ist am einfachsten, kann aber langweilen; assoziativ ' das ist am faszinierendsten, kann aber verwirren, wenn der 'rote Faden' des Geschehens außer Sicht gerät oder aber 'sprunghaft', willkürlich anmutet; nach Themen geordnet ' das ist am schwersten, denn ein Menschenleben bedeutet meistens die Variation nur eines bestimmten Lebensthemas. Die Autobiografie Claude Lanzmanns ist ein Zwitter der letzten beiden Vorgehensweisen.