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Die zehn neuesten Rezensionen

978-3-205-21826-5
Dorpat/Tartu
Geschichte einer europäischen Kulturhauptstadt

Dem Ort, „wo [im 8. Jahrhundert; P.R.K.] fester Boden von beiden Seiten bis zum unmittelbaren Flussufer reicht“ (S. 9), und deshalb eine Festung, als Verkehrsnotenpunkt, zu errichten empfahl, widmen sich zwei aktuell ortsansässige universitäre Historiker. Wohl einem breiten Publikum zugedacht, etwa illustriert mit Stadtplänen, Fotos von Gegenüberstellungen eines Zustands einst und heute, Zitaten aus historischen Quellen, basierend auf Forschungsergebnissen, werden die chronologisch geordneten Hintergründe unterbreitet. Als eine Art Reiseführer rollen für die Leserschaft die Aufbrüche, Abbrüche, Wiederaufnahmen ab, die Vergangenheitsfolien von mittlerweile unsichtbaren, nur noch in Fragmenten oder Restituierungen erhaltenen Zeugnissen. …

978-3-205-21572-1
Südslawisches Wien
Zur Sichtbarkeit und Präsenz südslawischer Sprachen und Kulturen im Wien der Gegenwart

Nachdem „die größte Fluchtbewegung aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Österreich“ (S. 205) dazu führte, dass „Migrant*innen vom Balkan das Wiener Stadtbild [prägen]“ (S. 319), Berechnungen zufolge sind dies „über 10 Prozent“ der Bewohnerschaft (S. 227), wird verständlich, weshalb mit diesem Sammelband die Dimensionen und Sphären des Südslawischen in die Stadtgeschichtsforschung Wiens miteinbegriffen werden sollen. Aus dieser zeitgeschichtlichen Brisanz heraus, viele Menschen der genannten Gruppe bezeichnen sich, nach Kriegshandlungen, als in der „Diaspora“ (S. 169) befindlich, werden hier mithilfe diverser Zugänge von unterschiedlichen Fachrichtungen die Artikulationsweisen des Südslawischen untersucht. …

978-3-903469-02-0
Linda Nochlin
Warum gab es keine großen Künstlerinnen? Essays Band 1. 1971-1999

Künstler/INNEN bestimmen die moralische Qualität einer Gesellschaft. Dafür benötigen sie das Interesse einer möglichst breiten Öffentlichkeit – ein komplexer Vorgang gegenseitiger Durchdringung, der Zeit braucht. Unsere Gesellschaft aber will sich Kunst nur „leisten“, wenn unmittelbarer Erfolg sichtbar wird. Themen, Darstellungsarten werden zu einem „Hype“, dem, sobald das Publikum „gesättigt“ ist, ein neuer folgt usw. Das Kulturkarussell dreht sich also immer schneller; Verlage, Galeristen, Kulturinstitute und nicht zuletzt die Medien werden zu ihren eigenen Antreibern. Kunst wird „Unterhaltung“ – was sie aber gerade nicht ist. …

978-3-7011-0463-5
Österreich - Polen
Stationen gemeinsamer Geschichte im 20. Jahrhundert

Naheliegend, dass ein Tagungsband im Auftrag der Diplomatie eher dramatische Zeitetappen wählt, beginnend mit dem Ersten Weltkrieg, als es die beiden Staaten noch gar nicht gab. Vielfach zum ersten und auch schon zum letzten Mal lernten da die Soldaten der k.u.k.Armee die Dimensionen ihres Staates, die landschaftlichen und volkskulturellen Besonderheiten seines Ostens kennen; während Flüchtlinge, aus der Kampfzone Galizien evakuiert, Bekanntschaft mit Menschen und Gebiet des heutigen Österreich machten, und schließlich sich vornehmlich von dort wieder in die Herkunftsregion verabschiedeten. …

978-3-406-80746-6
Die hohe Kunst des Verzichts
Kleine Philosophie der Selbstbeschränkung

Im Duktus gelassen, formal um allgemeine Verständlichkeit bemüht, fährt der Autor mit seiner ausgewählten Zusammenstellung einen argumentativ konzisen Kurs, mit dem Ziel, den einem Rufschaden unterliegenden Wert des Verzichts zu revidieren, gleichsam eine erneuerte Inthronisation diverser Verzichtsleistungen. Er fungiert dabei merklich als einer der meint, nicht jedoch mahnt; er will einleuchten, nicht schelten, drohen, predigen und ganz eigens ist er ‚wider Panikmache‘. Diskutiert, durchgespielt, überprüft wird der „Sinn der Selbstbeschränkung und ihre Bedeutung unter den heutigen Lebensbedingungen“ …

978-3-16-161488-0
Evangelische Kirchen und Politik in Deutschland
Konstellationen im 20. Jahrhundert (Christentum in der modernen Welt, 5)

Der Band versammelt 21 Beiträge, die aus ihrer je eigenen Perspektive exemplarisch auf das Verhältnis von Evangelischen Kirchen und Politik in Deutschland im 20. Jahrhundert blicken und auf diese Weise das Nachdenken über eine kollektive evangelische Identität, ekklesiologische Implikationen sowie kirchliches Handeln stimulieren helfen sollen. Dabei wollten die Herausgeber durch möglichst wenige Vorgaben der dem Kontext je angemessenen Auseinandersetzung mit dem im Untertitel genannten Konstellationsbegriff sowie der Betrachtung von Kontinuitäten oder Diskontinuitäten Raum verschaffen. …

978-3-7003-2189-7
Die Republik (Deutsch-)Österreich im ersten Nachkriegsjahrzehnt
Innen- und Außenperspektiven

Vorliegendes Sammelwerk ruft die außerordentliche Jugendlichkeit, ja beinahe Kindheit dieser Staatsformation in Erinnerung, was angesichts des ganz ausgesprochenen Missklangs, der international gestreut sich mit dem Komplex: ‚Österreich 1938‘ (seitdem) unsäglich verquickt, nicht überflüssig. Weshalb der abgezirkelte Beobachtungszeitraum vorliegenden Bandes evident zu halten wäre!
Absichtlich vermeidet das Team der Beiträge eine Perspektive ‚ex post‘. Es lässt die Anstrengungen von Staatsträgern und Volk bei der Abwicklung des ‚Alten‘, vor allem der Auswicklung dieses ‚neuen‘ Gebildes in seiner adoleszenten Phase nicht folgerichtig auf das genannte ‚anno crudele‘, dem ‚Anschluss‘ an das ‚Deutsche Reich‘ samt Folgen zulaufen. …

978-3-446-28070-0
Israel
Eine Korrespondenz

Vorliegendes Bändchen gibt den Schriftwechsel per E-Mail zwischen einem Muslim und einem Juden wieder, den sie bereits im Frühjahr 2002 führten. Es handelt sich hierbei um den iranischen Orientalisten Navid Kermani und den israelischen Soziologen Natan Sznaider, die sich aufgrund gemeinsamer Arbeit für unterschiedliche deutsche Zeitungen kennen und schätzen lernten. Auslöser für den Meinungsaustausch war der Verlauf der Zweiten Intifada, die ab Herbst 2000 mit palästinensischen Terroranschlägen und militärischen Gegenmaßnahmen Israels die politische und militärische Sicherheitslage im Nahen Osten nachhaltig destabilisierte. …

978-3-7017-3553-2
Der Sprung über den Abgrund
Warum die Klimakrise uns zum Handeln zwingt

Ein Veränderungsberater (Arzt) und ein Fernsehmoderator (Astrophysiker, Naturphilosoph) nutzen die Ungunst der Corona-Pandemie, bevor das vielseitige mit ihr verquickte Ungemach „ein bisschen abflaut“, um für einen Sinneswandel in Bezug auf „die notwendige Veränderung des Klimaschutzes“ (S. 99) zu werben. Sie adaptieren dabei ein Modell, das ähnlich einem viralen Infektionsgeschehen der Verbreitung eines geänderten sozialen Verhaltens Bahn brechen soll. Dabei versprechen sich die Autoren, den Wandel insbesondere mithilfe einer eigens zugeschnittenen Geschichte herbeizuführen: „Das Narrativ von Klimawandel und Gesundheit - das ist eine ‚Mutante‘, die viel schneller übertragbar ist als viele andere.“ (S. 113) …

978-3-442-75876-0
Ich brauche einen Liebhaber, der mich am Denken hindert
Katherine Mansfield. Eine Biografie

Lady Ottoline Morrell, Exzentrikerin und Gönnerin literarischer Genies (und von diesen nicht immer dankbar behandelt), schrieb: „Katherine Mansfield sah sich ebenso selbstverständlich als Schriftstellerin wie Queen Victoria als Königin.“ Virginia Woolf, die sich zu einer der bedeutendsten Schriftstellerin der Moderne entwickeln würde, achtete Mansfield als Schriftstellerin und gab zu: „Du bist die einzige Frau, bei der ich mich danach sehne, über das Schreiben zu reden“, und sie gesteht sich ein, dass Mansfield die einzige Autorin sei, auf die sie neidisch sein könne. Das Verhältnis der beiden Frauen war eng, wenn auch spannungsreich und nicht frei von fein ziselierten Bosheiten. …