Gesamtansicht Rezensionen
![So nah, so fern. Menschen im Waldviertel.jpg So nah, so fern. Menschen im Waldviertel](assets/images/f/So%20nah%2C%20so%20fern.%20Menschen%20im%20Waldviertel-d60b3af6.jpg)
Die Beiträge eines Autorenkollektivs suchen „zwei Wege in die Moderne anhand ausgewählter Ortschaften und Bezirke mit ähnlicher Größe und sozioökonomischen Strukturen auf beiden Seiten der österreichisch-tschechischen Grenze nachzuzeichnen“ (15). Bewerkstelligt wird dies mit Befragungen von „gewöhnlichen‘ Menschen“ (31), wie sich diesen „nun“ die Ereignisse im Beobachtungszeitraum darstellen, „eine kollektiv geteilte und kommunizierte Vergangenheit“ (32) also; die Aussagen werden analytisch gedeutet und in einen geschichtlichen Kontext gestellt. (...)
![Jugoslawien und seine Nachfolgestaaten.jpg Jugoslawien und seine Nachfolgestaaten](assets/images/8/Jugoslawien%20und%20seine%20Nachfolgestaaten-4073c202.jpg)
Der als Forscher bereits seit 1968 überaus landeskundige Autor hat sein schon mehrfach veröffentlichtes Wissen über Jugoslawien nun auf die jüngste Etappe gerichtet, die Nachfolgestaaten. Jugoslawien‘ sei, so sein Fazit, nunmehr ein allgemeines „Lehrstück der Banalität“, indem „die Verhaltensweisen, die [zum Zerfall] führten“ banal waren, nicht „die Ereignisse“(12). Verblüffend einfach erscheint bei ihm die Logik zweier einander ausschließenden Haltungen: Ablehnung ethnischer Säuberung heißt „Akzeptanz eines multiethnischen Staates“; ‚ethnische Homogenität‘ hingegen ‚ethnische Säuberung‘(69). '(...)
![978-3-8253-6166-2.jpg 978-3-8253-6166-2](assets/images/5/978-3-8253-6166-2-e57d72c6.jpg)
Ernst-Richard Schwinge (Jahrgang 1934) war von 1976 bis 1999 an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel als Professor für Gräzistik tätig. Ihm zu Ehren sind in anzuzeigendem Band 14 Autoren versammelt, die seine Forschungsschwerpunkte Epos, Lyrik und Drama in Einzelstudien beleuchten. Die inhaltliche Ausgestaltung des Buches ist sehr breit und vielfältig angelegt: Von Mikrothemen wie z. B. „Die Ilias-Zitate im platonischen Hippias (Carl Werner Müller, S. 129-134) bis hin zu überblicksgleichen Untersuchungen, wie von Mitherausgeber Arbogast Schmitt zu „Aristoteles über die Entstehung der Gattungsunterschiede in der Dichtung“ (S. 135-212) vorgelegt …
![Jenny Marx.jpg Jenny Marx](assets/images/4/Jenny%20Marx-148a481b.jpg)
Opfer oder Mitkämpferin? Schwieriges von und über Jenny Marx née Baroness Jenny von Westphalen. Zum 200. Geburtstag am 12. Februar 2014
Für Volker Elis Pilgrim war Karl Marx ein Despot, ein Ausbeuter und Zerstörer weiblicher Existenzen, gefühlskalt und roh, ein ungehobelter Klotz, „der sich auf eine Lehre setzte, ein Sadist, ein Parasit, ein Mensch, der auf Kosten der Umwelt lebte und sie – und schließlich sich – vergiftete“, wie Stefan Berkholz in einer tiefschürfenden Rezension zu „Adieu Marx“ (1990) in der Zeit anmerkte.
![Sammelrezension Schlegel-Schelling.jpg Sammelrezension Schlegel-Schelling](assets/images/0/Sammelrezension%20Schlegel-Schelling-98f73019.jpg)
An ihr schieden sich die Geister. Für die einen – so für Friedrich Schiller und seinen Kreis – war sie die „Dame Luzifer“, „der große Teufel“, „das verworfene Geschöpf“, für die anderen eine „geistreiche Frau“ mit „ausgezeichneten Eigenschaften und Talenten“. Friedrich Wilhelm Joseph Schelling sprach von Caroline als dem „seltenen Weib von männlicher Seelengröße, von dem schärfsten Geist, mit der Weichheit des weiblichsten, zartesten, liebevollsten Herzens vereinigt“. Er proklamierte, angeregt durch sie, die Verbindung von Männlichem und Weiblichem zur „vollen ganzen Menschheit“. Eine „politisch-erotische Natur“ nannte er diese Frau, die ihre „Privatbegebenheiten“ in die Stürme einer großen Revolution verwickelte: Caroline Schelling, geborene Michaelis, verwitwete Böhmer, geschiedene Schlegel, hat wie wenige Frauen der deutschen Geistesgeschichte die Phantasie der Zeitgenossen und der Nachgeborenen beschäftigt. Richarda Huch widmet ihr ein Kapitel in ihrer zweibändigen Studie über die Romantik (1899/1902):
„Sie wusste, dass sie sich irren, nie aber sich selbst verlieren konnte. Sie besaß den glücklichen Instinkt der Nachtwandler, die nicht stürzen, wenn man sie nur ruhig gehen lässt. Auch die Fehltritte, die sie tat, und die Irrwege, die sie wählte, mussten ihr dienen. Um nichts dürfte man sie mehr beneiden als um dies Talent zur Bildung des Lebens, wenn man diesen Ausdruck gebrauchen kann, das einem in jedem Schicksal Zuversicht verleiht, weil man im Grunde um den letzten Ausgang nicht besorgt ist.“
Auch Schlegel-Schellings Stellung gegenüber der Romantik charakterisiert die Nachgeborene „Sie war nicht eigentlich ein romantischer Charakter mit sonderbaren Mischungen, Dämmerungen, Rätseln, sondern ihr Wesen war die Sicherheit und Ruhe der Harmonie, und es ließe sich auf sie anwenden, was Friedrich Schlegel in seiner ‚Lucinde’ von der kleinen Wilhelmine sagt: ‚Der stärkste Beweis für ihre innere Vollendung ist ihre heitere Selbstzufriedenheit’.“ ...
![Freud auf Hebraeisch.jpg Freud auf Hebraeisch](assets/images/8/Freud%20auf%20Hebraeisch-d82cdb25.jpg)
Um 1890 begründete der Wiener Sigmund Freud (1856-1939) die Theorie der Psychoanalyse, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts international verbreitete. Auch für die jüdische Gemeinschaft in Palästina bekam sie rasch große Bedeutung.
In seiner Studie beschreibt der Psychiater, Psychoanalytiker und Historiker Eran Rolnik, wie Freuds Ideen und Schüler in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts nach Palästina gelangten. Er skizziert die wesentlichen Phasen der Etablierung der therapeutischen Disziplin und arbeitet heraus, wie sie auch die Bereiche der Pädagogik, Literatur, Medizin und Politik durchdrang. (...)
![Man hat es kommen sehen.jpg Man hat es kommen sehen](assets/images/8/Man%20hat%20es%20kommen%20sehen-c8e3542b.jpg)
Die Verbrechen der Wehrmachtjustiz sind erst spät umfassend historisch aufgearbeitet worden. Im Fokus der Öffentlichkeit waren sie Ende der siebziger Jahre bereits kurzzeitig, als Rolf Hochhuth den damaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger als „Blutrichter“ anprangerte und dieser schließlich zurücktreten musste. Dass nun ein Tagebuch eines Heeresrichters aus der Kriegsendphase 1944/45 vorliegt, kann nur als Glücksfall bezeichnet werden. (...)
![Sprachhistorisches Arbeitsbuch.jpg Sprachhistorisches Arbeitsbuch](assets/images/5/Sprachhistorisches%20Arbeitsbuch-2a3b6198.jpg)
Die Liste sprachhistorischer Arbeitsbücher bzw. solcher, die Themen des Sprachwandels und der historischen Grammatik ins Zentrum stellen, hat in den letzten beiden Jahrzehnten inzwischen einen nicht unbeträchtlichen Umfang erfahren. Soweit es sich dabei vordergründig um als Lehrbücher konzipierte Darstellungen handelt, steht nicht selten das erkennbare Bemühen im Vordergrund, das erheblich erweiterte und durch neue Forschungsansätze spezifizierte sprachhistorische Wissen den durch die Modularisierung im Rahmen des Bologna-Prozesses veränderten Anforderungen an das Studium gerecht zu werden. Dabei ist zunehmend eine Konzentration auf Kernthemen zu beobachten, die im Rahmen des Bachelor- oder Masterstudiums bei oft minimalem Lehrveranstaltungsumfang zu bewältigen sind. (...)
![Mordechaj Chaim Rumkowski.jpg Mordechaj Chaim Rumkowski](assets/images/5/Mordechaj%20Chaim%20Rumkowski-192fc19d.jpg)
Mit großer Spannung hat die Rezensentin auf die schon seit einiger Zeit angekündigte Studie von Monika Polit über Mordechai Chaim Rumkowski, den bekannten „Judenältesten von Litzmannstadt-Getto”, gewartet. Viel wurde bereits im Getto, nach dem Krieg und bis heute über diesen vermutlich bekanntesten und umstrittensten Vorsitzenden einer jüdischen „Selbstverwaltung“ in einem Getto unter deutscher Besatzung geschrieben und gestritten. (...)
![Maribor Marburg.jpg Maribor Marburg](assets/images/7/Maribor%20Marburg-46d6f5b2.jpg)
Im deutschsprachigen Raum ist jenes Marburg vornehmlich als eine Stadt, an der man im Nord-Süd-Transfer (oft bloß) vorüberfährt, bekannt.
Die 350 Seiten beinhalten mehr als eine ‚kleine Stadtgeschichte‘, denn sie vermag durchaus eine Stadtbesichtigung illustrativ und profund zu begleiten. – Warum?
Einmal, weil es, geht man von der geostrategischen Situierung der Ansiedlung aus, zahlreiche, nicht unbedingt synchrone Parallelentwicklungen in der Urbangeschichte ‚Zwischeneuropas‘ festzustellen gibt; zum anderen daraus die wesentlichen wie unwesentlicheren Differenzen Marburg erst die besondere Charakteristik verleihen. (...)