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![Kaisers Knechte.jpg Kaisers Knechte](assets/images/9/Kaisers%20Knechte-e125b762.jpg)
Insgesamt elf autobiographische Aufzeichnungen enthält der Band, deren jeweilige, Textpassagen entnommene Überschriften die bekannte Drastik einer Initiation ins Soldatensein nur bestätigen. Außer einer Charakterisierung wie sie der Umschlagtext werbeträchtig zusammenfasst („Drill, Willkür, Schikanen und Misshandlungen, von endlosem Exerzieren und militärischer Lotterwirtschaft“), hilft das Buch aber gewinnreich, gestützt auf ein bislang kaum publiziertes Quellenmaterial, sich darüber hinaus die mannigfaltige Funktion einer Existenz im k.(u.)k. Heer nun weit(er) reichend vorzustellen.
Auffälliger Weise ist der jähe Stoß in eine überdimensionierte (Zwangs-)Familie, verschärft durch die mangelnde Präsenz des anderen Geschlechts, gleichzeitig oft die Abwendung vorheriger großer sozialer Not. ...
![978-3-8053-4768-6.jpg 978-3-8053-4768-6](assets/images/7/978-3-8053-4768-6-7b4dbe21.jpg)
Johann Chapoutot schrieb seine Dissertation an der Sorbonne und veröffentlichte 2008 das daraus hervorgegangene Buch Le national-socialisme et l'Antiquité. Nun ist dieses von Walther Fekl ins Deutsche übersetzt und vom Zabern Verlag unter dem Titel Der Nationalsozialismus und die Antike veröffentlicht worden.
Das 500 Seiten starke Buch gibt ausführlich Auskunft zu den Gründen und Versuchen der Nationalsozialisten mit Hilfe eines propagandierten antiken Vermächtnisses das deutsche Volk zu beeinflussen. Der verzweifelte Versuch eine ruhmvolle Vergangenheit aus einer „rassischen Verwandtschaft“ mit den antiken Griechen und Römern zu konstruieren, wird von Chapoutot entlarvt und erklärt. Dabei helfen ihm viele Quellen die Vorgänge anschaulich zu machen. ...
![978-3-406-66051-1.jpg 978-3-406-66051-1](assets/images/8/978-3-406-66051-1-c17df85e.jpg)
Jede Generation schreibt ihre Geschichte neu und richtet andere Fragen an die Vergangenheit. Was jeder Historiker weiß, trifft auf Ulrich Herberts lang erwartetes Werk zur Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert besonders zu. Als Vertreter der ersten nach dem Zweiten Weltkrieg geborenen Historikergeneration weist ihn die Ausgangsfrage aus, wie sich die beiden so unterschiedlichen Jahrhunderthälften zueinander verhalten, und dies vor dem Hintergrund, dass diese Generation, ohne die nationalsozialistische Gewaltherrschaft in Deutschland und Europa persönlich erlebt zu haben, ständig in deren langen Schatten lebte, dass sie andererseits als Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene eine Zeit erlebten, die von nie gekanntem Wohlstand, von politischer Stabilität und gesellschaftlicher Liberalisierung geprägt war – so sie denn, wie Herbert, in Westdeutschland aufwuchsen. ...
![Jenseits Planwirtschaft.jpg Jenseits Planwirtschaft](assets/images/3/Jenseits%20Planwirtschaft-fa780f71.jpg)
Man stelle sich vor: „Bürger‘ gleichermaßen wie „Vertreter der Macht“ sind gezwungen zu einem „‘Leben als ob‘“ (S. 439). Entsprechend fällt das abschließende Urteil des Autors aus sozialethischer Perspektive aus: „[…] der Schwarzmarkt (besiegelte) eine Kriminalisierung des Alltags, ein Sich-Gewöhnen an ein allgemein als legitim angesehenes Verstoßen gegen die Rechtsordnung“ (S. 443). Dennoch kann man aufgrund seiner Darstellungen den hier belegten fulminanten, kreativ sich entwickelnden Wirtschaftskompetenzen der ökonomischen Player Respekt schwerlich versagen. Denn durch Kooperation der oft diametral einander entgegengesetzten Interessen von staatlichen Wirtschaftslenkern und Gelenkten drehte sich die Lenkrichtung vielfach um. ...
![978-3-8062-2890-8.jpg 978-3-8062-2890-8](assets/images/5/978-3-8062-2890-8-9fe0b028.jpg)
Zum dritten Mal neu aufgelegt und abermals aktualisiert erscheint das Standardwerk zur mitteleuropäischen Vorgeschichte in neuem Glanz.
Die Autoren, allesamt renommierte Wissenschaftler, schaffen das beinah Unmögliche: mit zahlreichen Zeittafeln, Karten und Bildern von Fundstücken wird eine kleine Ewigkeit überschaubar gemacht. Der Schwerpunkt liegt vor allem auf den farbenfrohen Verbreitungskarten, welche die unterschiedlichsten Inhalte veranschaulichen. ...
![978-3-406-62210-6.jpg 978-3-406-62210-6](assets/images/6/978-3-406-62210-6-3cac28ed.jpg)
Lange musste das deutschsprachige Publikum auf einen Gesamtumriss der so genannten Donauzivilisation warten, die mit heiß debattierten „Schlüsselfunden“ wie den Tărtăria-Täfelchen bis hin zu fein verzierter Keramik aufwarten kann. Der deutsche Kultur- und Sprachwissenschaftler H. Haarmann hat sich nun in seinem neuen Buch der Aufgabe unterzogen diese osteuropäische bzw. alteuropäische Kultur in ihren kulturhistorischen Entwicklungen vom Mesolithikum bis zum Beginn der Kupferzeit einem breitem Publikum zu präsentieren.
Die Entstehung dieser hochinteressanten europäischen Proto-Hochkultur beginnt mit der Neolithisierung am Übergang vom späten 8. zum frühen 7. Jt. v.u.Z. und wird von Haarmann über Kontakte mit dem türkischen Festland durch die Landbrücke des Bosporus erklärt. ...
![978-3-8353-1410-8.jpg 978-3-8353-1410-8](assets/images/3/978-3-8353-1410-8-29b230bb.jpg)
Ein gemischtnationales interdisziplinäres Projektteam (Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas der Universität Leipzig) hat seine Ergebnisse vorgelegt. Das Kollektiv sieht es als begründet an, Belange der Slavophonen ‚an sich‘ zu behandeln, und diese nicht in ihrer Vereinzelung zu belassen (so sind 14 % der EU-Bürgerschaft slavophon; mit elf Staaten bilden sie in Europa eine relative Majorität; S. 19).
Der titelgebende ‚Post-Panslavismus‘ meint die Abgrenzung zur Form einer Slavizität des 19. Jahrhunderts;eine nun vorgängige und ausbaufähige diskursive Kooperation auf Basis von Gemeinsamkeiten des Slaventums; ‚Materialismus‘, ‚Heroismus‘ zu überwinden, nachwirkende Erfahrungen (Faschismus, Kommunismus) in geteilter Weise zu verwinden (vgl. S. 11).
![978-3-222-13405-0.jpg 978-3-222-13405-0](assets/images/2/978-3-222-13405-0-1c8bd066.jpg)
Jene, die in Kultur- wie Sozialgeschichte als Gruppe „weniger erwähnens- und erinnerungswert betrachtet wurden“ (S. 22), rückt der Autor nun ins Zentrum. Nicht die wirtschaftliche oder kulturelle Prominenz, vielmehr die obersten Promille: die 929 Reichsten an Einkommen und Vermögen, deren Lebensläufe er abschreitet. 1910 stellte den Gipfel an Ungleichheit in der Verfügung über materielle Ressourcen dar, so wie Wien darin auch international eine Sonderstellung einnahm. Auf diese Weise wird mit Zeugnissen dokumentiert, was häufig bloß Stoff des Tratsches war.
Bei der Vorstellung der ‚Who Is Who‘ verfällt der Autor, respektvoll, allein schon deshalb nicht einem häufigen Ressentiment, empfehlen sich doch deren Lebensläufe bei genauerer Betrachtung nicht unbedingt mehr zur Nacheiferung als jene von weniger Reichen oder des Mittelstands. ...
![Lanna.jpg Lanna](assets/images/3/Lanna-c95dd189.jpg)
Bei der vorliegenden Publikation handelt es sich um die bereits 2008 erschienene Dissertation des italienischen Ägyptologen Simone Lanna, eingereicht an der Universität in Roma. Mit ihr liegt nun ein neues, längst fälliges und erwartetes Werk zur frühägyptischen Administration und Wirtschaft vor. Bislang ist sicherlich das monumental zu nennende Opus des Schweizer Ägyptologen Peter Kaplony das einzige gewesen, welches sich – neben dem von Jochem Kahl herausgegebenen Wörterbuch – mit den entsprechenden Erwähnungen von Titelketten und deren Bedeutung im frühen Ägypten, zur Zeit der formativen Phase beschäftigt. Ein immer wieder hervorgehobenes Problem dieses Monumentalwerkes von Kaplony ist bis heute die Schwierigkeit der Benutzung, da sich viele Informationen – teils leider auch widersprüchliche – in den vielen Anmerkungen und Unterkapiteln versteckt finden. ...
![978-3-8062-2885-4.jpg 978-3-8062-2885-4](assets/images/2/978-3-8062-2885-4-c26ca9f1.jpg)
Bei dem zu besprechenden Buch handelt sich um die Dissertationsschrift Christof J. Schupperts, die er an der Professur für Historische Geographie der Universität Bamberg vorlegte. Er erhielt dafür den Promotionspreis des Universitätsbundes Bamberg. Der Autor studierte zuvor an der Universität Heidelberg Geographie, Ur- und Frühgeschichte und Geologie im Diplomstudiengang, gefolgt von einem Masterstudium in Geoinformationssystemen an der Universität Bonn. Zur Zeit arbeitet Christof J. Schuppert bei der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz.
Seine Dissertation schrieb er über die bekannten frühkeltischen Fürstensitze, die in der Eisenzeit Zentralorte darstellten ...