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Ein Bündel Briefe, vom Dachboden geborgen, mit einer dichten Überlieferung von Krieg und Besatzung ' welcher Zeithistoriker träumt nicht von so einem Fund, von dem noch viele unentdeckt schlummern mögen. Etwas anderes jedoch ist es, wenn es Briefe des eigenen Vaters sind, mit denen sich der Historiker auseinander setzen muss, eines Vaters zumal, den man nie kennen gelernt hat.
Weltbekannt durch 'Schindlers Liste' und dadurch zu einem Prototypen des sadistischen NS-Täters geworden, ist Amon Leopold Göth nun erstmals Gegenstand einer biographischen Monographie.
Gestützt vor allem auf die Unterlagen des Prozesses gegen Göth in Polen und auf Berichte Überlebender des Lagers Płaszów erzählt Sachslehner das Leben des Mannes, der als Kommandant Płaszóws und Konterpart Oskar Schindlers traurige Berühmtheit erlangte...
Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes waren lange Zeit weithin unbekannte Killereinheiten. Mit den NS-Verbrechen und dem Mord an den Juden verband man meist die Gaskammern und Krematorien in den Lagern. Daran änderte auch der Umstand wenig, dass die Amerikaner den Einsatzgruppen einen eigenen Nürnberger Nachfolgeprozess widmeten. Erst zehn Jahre später, in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre richtete sich durch den folgenreichen Ulmer Einsatzgruppen-Prozess das Augenmerk der Öffentlichkeit kurze Zeit auf diese Tätergruppe...
Lange Zeit blieb die Rolle der Wehrmacht bei den Verbrechen des NS-Regimes und seiner Besatzungspolitik im Schatten. Erst die umstrittene und landauf und landab heftig diskutierte erste Wehrmachtsausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung schaffte dem Mitte der 1990er Jahre Abhilfe, indem sie wie ein Katalysator für die Forschung wirkte. In ihrer Folge erst wurden zahlreiche Dissertationsprojekte in Angriff genommen und schließlich auch ein großes Forschungsprojekt am Münchener Institut für Zeitgeschichte über 'Wehrmacht in der NS-Diktatur' aufgelegt, dessen Ergebnisse seit kurzem Schritt für Schritt publiziert werden.
Hans Hespe gehörte ab März 1941 etwa ein Jahr dem Bremer Reserve-Polizeibataillon 105 an. Polizeibataillone wie dieses waren, wie wir spätestens seit Christopher Brownings Buch über 'Ganz normale Männer' wissen, in entscheidendem Maß am Mord an den Juden und an der oft hemmungslosen Gewalt gegen die übrige Zivilbevölkerung beteiligt. Mittlerweile ist die Forschung hierzu weit fortgeschritten und hat zunehmend auch die justitielle Ahndung dieser Verbrechen in den Blick genommen.
Tobias Winstel bereichert die florierende Wiedergutmachungsforschung um eine innovative Studie, die auf seiner Münchener Dissertation beruht. Er bringt die Ebene des Gesetzgebers und der Bürokratie zusammen mit der Perspektive der betroffenen Opfer. Das Ergebnis ist eine Beziehungsgeschichte, die die Wiedergutmachung nicht als einseitigen Akt, sondern als einen in Interaktion zwischen Behörden und Betroffenen verhandelten Prozess darstellt.
Schwerpunkt seiner Untersuchung ist Bayern...
er Holocaust war auch ein Raubzug im großen Stil. Das war zwar nicht die Triebfeder, aber willkommener Nebeneffekt für den NS-Staat und seine Profiteure. Viel ist in den letzten Jahren schon zur 'Wiedergutmachung' nationalsozialistischen Unrechts geforscht worden, eine Reihe von Studien ist noch im Entstehen oder kurz vor dem Abschluss. Über die Rückerstattung des Eigentums der Juden in der Bundesrepublik war jedoch bislang wenig bekannt. Das ändert sich nun fundamental mit Jürgen Lillteichers Studie,...
Das fünfzigjährige Jubiläum einer Institution mit der sperrigen Bezeichnung 'Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen' in Ludwigsburg steht unmittelbar bevor. Aus diesem Anlass und begleitend zu der seit einiger Zeit dort installierten Dauerausstellung hat der Förderverein Zentrale Stelle e.V. einen Begleitband herausgebracht.
Kern des Buches ist ein ausführliches 'Kompendium zur Geschichte und Tätigkeit der Zentralen Stelle',...
Rund 14 Millionen Menschen waren von Flucht und Vertreibung betroffen und kamen in die vom Krieg gezeichneten vier Besatzungszonen in Deutschland. Für sie stellte ihre Ankunft 'im Westen' keinesfalls das Ende ihres Elends und der Probleme dar. Diesen Herausforderungen, den Erfolgen und dem Scheitern der Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen aus dem Osten widmet Andreas Kossert nun ' man möchte sagen: endlich ' eine Monographie.
Jedesmal, wenn ich nach Warschau oder Lodz komme, wundere ich mich. Ich wundere mich über das rasante Tempo, in dem sich hier die Dinge verändern, in denen in Warschau neue große Gebäude entstehen, in dem in Lodz alte Fabriken in Einkaufszentren oder Wohnhäuser umgewandelt werden. Die polnischen Großstädte boomen, werden ' zumindest im Zentrum ' moderner, und so ist es nahezu folgerichtig, dass das Jahrbuch 2007 des Deutschen Polen Instituts in Darmstadt sich dem Thema 'Stadt' annimmt.