Roms vergessener Feldzug
Die Schlacht am Harzhorn

Zur niedersächsischen Landesausstellung 2013 im Braunschweigischen Landesmuseum „Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn“ ist gleichnamiger Ausstellungskatalog erschienen, der reich bebildert und gut verständlich geschrieben die Geschehnisse des 3. Jahrhunderts nach Christus skizziert und dazugehörige Befunde kontextualisiert. Zahlreiche renommierte Wissenschaftler konnten gewonnen werden, um ein bislang in der Öffentlichkeit wenig beachtetes Kampfgeschehen des Jahres 235 in zahlreichen Aspekten zu interpretieren und um kulturgeschichtliche Aussagen im Verhältnis Römer und Germanen zu treffen.

Die Texte im anzuzeigenden Band sind kurz gehalten und vermitteln in Art eines Handbuches zu ausgesuchten Begriffen den aktuellen Forschungsstand. Die behandelten Themenbereiche sind in sechs Kapitel aufgeteilt, denen jeweils eine Zusammenfassung der Inhalte als Einführung vorangestellt ist. Ein Glossar und kurze Objektbeschreibungen durchbrechen, da grafisch anders gestaltet, einzelne Beschreibungen und geben auf diese Art und Weise dem Leser zusätzliche Informationen und verknüpfen historische Ereignisse mit den materiellen Hinterlassenschaften.

Die angerissenen Themenfelder und die beteiligten Disziplinen sind vielfältig: Sie reichen von der Schlachtfeldarchäologie, der Numismatik, der Wissenschafts- oder Religionsgeschichte über die literarische Beschreibung von Kämpfen bis hin zur Waffenkunde bzw. von der Topografie des Harzhorns über die Geschichte der römisch-germanischen Provinzen bis hin zu der Schilderung politischer Ereignisse im Kontext des römischen Kaisertums. Betrachtet wird dabei nie nur das 3. Jahrhundert, sondern soweit möglich auch vorhergehende Entwicklungen und die Nachfolgezeit. Einen eigenen, besonderen Fokus richten die Autoren des Bandes auf den Kulturtransfer, der sowohl von römischem Gebiet in das germanische und umgekehrt verlief. Dem Thema folgend wird zudem der Militärorganisation des römischen Heeres sowie der vermeintlichen Feinde in zahlreichen Einzelartikeln immer wieder große Aufmerksamkeit geschenkt.

Den Autoren des Ausstellungskatalogs ist es gelungen, vorbildlich in thematischer Zusammenstellung, inhaltlicher Darstellung und umfangreicher Bebilderung den Kampf am Harzhorn in allen Aspekten zu würdigen. Konzeptionell ist es ein herausragendes Buch, das – mit Blick auf ein interessiertes Lesepublikum als Zielgruppe – Maßstäbe setzt: Die knappen, sehr dichten, aber zugleich sehr aussagekräftigen Artikel, sind leserfreundlich, vernachlässigen aber nie wissenschaftlichen Anspruch. Die Kapiteleinteilung deckt alle Sachgebiete wie Kulturwissenschaft, Philologie, Geschichte und Archäologie in großer Breite ab, sodass der Leserschaft nach der Lektüre ein umfassender Überblick über das Leben von Römern und Germanen in der Region des Harzhorns vermittelt worden ist. Neben den gewonnenen Erkenntnissen werden auch die Forschungsmethoden und die Analyseverfahren ausführlich dargestellt und dadurch der Weg vom aufgefundenen Objekt bis hin zu seiner wissenschaftlichen Auswertung nachgezeichnet. Entstanden ist so ein ohne Einschränkung zu empfehlender Katalog, der vielen nachfolgenden in seiner Systematik zur Orientierung empfohlen ist.