Hellenistische Königreiche

Insgesamt 29 Autoren haben die Herausgeber Kay Ehling und Gregor Weber gewinnen können, einen knappen, übersichtlichen Überblick über die Reiche des Hellenismus zu erstellen. Versammelt sind führende deutschsprachige Forscher, deren Forschungsschwerpunkte das vierte vorchristliche bis zum ersten nachchristlichen Jahrhundert bilden. Der anzuzeigende Band fasst daher Ergebnisse der in den letzten 20 Jahren erschienenen Veröffentlichungen in Einzelbeiträgen zwischen vier und sieben Seiten Länge zusammen, denen jeweils eine mehrzeilige Zusammenfassung vorangestellt wurde. Entstanden ist daraus ein kompaktes Studienbuch im besten klassischen Sinne, das dem interessierten Leser wie auch Studierenden eine erste Orientierung bieten will. Eine hervorragend ausgesuchte Bebilderung, eine übersichtliche Zeitleiste (S. 171-173), aussagekräftiges Kartenmaterial (S. 174-177) und Stammbäume der einzelnen Herrscherhäuser (S. 178-189) geben dem Benutzer des Buches zusätzliche wichtige Informationen schnell und übersichtlich an die Hand.

Der Sammelband vereinigt Übersichtsartikel zu Alexander dem Großen (S. 13-18), zu dem Antigonidenreich (S. 29-35), zu dem Ptolemäerreich (S. 48-54), zu dem Seleukidenreich (S. 77-83), zu dem Attalidenreich (S. 99-105) und zu dem Partherreich (S. 154-159) sowie zu den Königreichen von Syrakus (S. 123-128), Sparta (S. 129-134), Bithynien, Pontos, Kappadokien (S. 135-140), Kommagene (S. 141-146), Judäa (S. 147-153), Baktrien und Indien (S. 160-165) mit Einzelbetrachtungen zu bedeutenden Herrscherpersönlichkeiten und materiellen bzw. geistesgeschichtlichen Phänomenen. Mit Demetrios I. Poliorketes (S. 36-41), Ptolemaios III. Euergetes (S. 55-60), Kleopatra VII. Thea Philopator (S. 66-69), Antiochos III. (S. 90-93) und Eumenes II. Sotēr (S. 111-116) wurden Regenten ausgewählt, die den ihnen unterstellten Reichsgebieten entscheidende Impulse mitgegeben haben oder eine historische Zäsur bedeuten. Dabei ist auf eine chronologische Abfolge geachtet worden. Auf Diskussionen innerhalb der Fachdisziplinen ist verzichtet worden, denn nur so ist es möglich gewesen, auf eng begrenztem Raum viele Informationen unterzubringen.

Zu den das historische Gerüst ergänzenden Beiträgen gehören Abhandlungen zu dem Diadem als königliches Symbol in hellenistischer Zeit (S. 24-28), ein archäologischer Blick auf hellenistische Palastanlagen (S. 42-47), eine Zusammenfassung des Inhalts der Satrapenstele Ptolemaios‘ I. (S. 61-65), eine Auseinandersetzung mit einem ptolemäischen Erlass zur Zwangsverpachtung königlichen Landes (S. 70-76), Königsbriefe als Mittel der Kommunikation (S. 84-89), eine Würdigung des Altars von Pergamon (S. 106-110) und abschließend eine Beschreibung der Kistophoren als Zahlungsmittel (S. 117-122). Alle drei Hauptbereiche sind den Farben Rot, Grün und Blau zugeordnet. Eine Sonderstellung stellt der wissenschaftsgeschichtliche Beitrag von Hans-Joachim Gehrke dar (S. 166-170), der den Hellenismus und seine Kontrastierung mit der Moderne diskutiert.

Das Buch ist also weit mehr als der Titel erwarten lässt. Es bietet neben dem historischen Grundgerüst einen guten, wenn auch kleinteiligen Blick auf die hellenistische Kultur. Zugunsten eines ungehinderten Leseflusses ist auf Fußnoten oder Quellenangaben verzichtet worden. Stattdessen sind eine Literaturauswahl an das Ende jedes Beitrags gesetzt sowie Schaukästen mit Erläuterungen oder Übersetzungen in die verschiedenen Kapitel eingearbeitet. Das Konzept, mit knappen Überblicks- und Einzelbeiträgen die verschiedenen Kulturen vergleichend nebeneinander zu stellen, überzeugt. Die Hellenistischen Königreiche sind ein idealer Einstieg zur Beschäftigung mit den Nachfolgereichen des großen Alexanderimperiums und ihrer Nachbarstaaten.