Kommentar, Glosse, Kritik
Praktischer Journalismus, Bd. 85

Der Reihe „Praktischer Journalismus“ hat Edmund Schalkowski einen übersichtlichen und äußerst nützlichen Band hinzugefügt. Aufbauend auf einer „Geschichte der Textformen“ (S. 9–16) handelt er Begriff und Definition der urteilenden Darstellungsformen im Journalismus ab: Kommentar (S. 17–76), Glosse (S. 77–152) und Kritik (S. 153–221).

Systematisch aufgebaut betrachtet der Autor Begriff, Methode und Aufbau aller drei Elemente einer kritischen Berichterstattung. Anhand zahlreicher eingängiger Beispiele wie auch problematischer Texte, zeichnet Schalkowski sehr gut leserlich und leicht nachvollziehbar die wesentlichen Punkte nach, die bei einer Textabfassung zu berücksichtigen sind. Grau unterlegte, gesondert abgesetzte Informationskästen fassen Abschnitte noch einmal kurz und konzis zusammen oder geben zusätzliche wichtige Hinweise zu eben gemachten Ausführungen.

Schafsinnig untersucht der Verfasser Kommentare von Journalisten verschiedener Zeitungen, schlägt Glossisten spielerische Assoziationen vor, die verstörende oder ironische Bilder im Leser heraufbeschwören, oder führt ihn in die innere Logik eines ästhetischen Gegenstandes ein. An manchen Stellen, in einigen Passagen, wirkt Schalkowski abgehoben, selbst zu textverliebt, zulasten einer durchgängigen Präzision in seiner Darstellung. Doch dieser Kritikpunkt hat kaum Gewicht, denn eigentlich unterstreicht er eher den Vorzug des Bandes, den das Buch absolut lesenswert macht: die vielschichtige Auseinandersetzung mit den Begriffen Kommentar, Glosse und Kritik. Bereits der Blick in die Literaturhinweise und –quellen (S. 222–226) lässt aufmerken, wo Kant neben Gernhardt, Adorno neben Handke oder Habermas neben Musil stehen – zu Recht, denn Theorie und Praxis hat Schalkowski vorbildlich in Einklang gebracht und so eine sehr gute, uneingeschränkt empfehlenswerte Handreichung zur Analyse und Verwendung der drei Grundbegriffe urteilender Textabfassung vorgelegt.