Villa Mumm
Frankfurter Architektur und Geschichte [Bd. 1]

Die „Frankfurter Bürgerstiftung“ ist Initiator einer neuen Schriftenreihe, die „kulturgeschichtlich und architektonisch“ bemerkenswerte Gebäude und Anlagen (S. 7) einem größeren Leserkreis bekannt machen möchte. Als Autor für die erste Ausgabe innerhalb dieser Serie ist Walter J. Lachner gewonnen worden, der die Villa Mumm – ihr ist dieser Einführungsband gewidmet – und ihren kulturhistorischen Hintergrund bestens kennt. Als ehrenamtlicher Kurator der „Deutschen Stiftung Denkmalschutz e.V.“ für den Großraum Frankfurt/Main ist er zudem mit weiteren Bauwerken der Region gut vertraut. Bei zahlreichen Führungen durch die Villa Mumm hat er bereits „Bewusstsein für die historische und kulturelle Bedeutung der Rhein-Main-Metropole“ schärfen können (S. 70); aus gleicher Intention heraus ist anzuzeigender Band entstanden.

Lachner bedient sich eines klaren Schreibstils und hat alle nötigen Informationen für den Leser gut gestrafft zusammengestellt. Zur Einführung gibt der Autor eine kurze Übersicht über die Gründerfamilie der Villa, die Champagnerdynastie Mumm von Schwarzenstein. Der wirtschaftliche Hintergrund der Bauherren machte es 1902 möglich, das alte Mumm’sche Stammhaus auf der „Zeil“ aufzugeben und bereits 1904 in einen prunkvollen wie prächtigen Neubau in Sachsenhausen – durch Aage Basse Gustav von Kauffmann entworfen – einzuziehen. Der Erste Weltkrieg entzog der Familie große Teile ihrer ökonomischen Prosperität, sodass 1938 das Anwesen an die Stadt Frankfurt veräußert wurde. Heute wird es, nach zahlreichen angedachten und verwirklichten Zwischennutzungen, vom Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) als deren Präsidialsitz genutzt; im Zuge des 50-jährigen Bestehens des Bundesamtes im August 2012 war es im Originalzustand restauriert worden.

Der anzuzeigende Band listet die wichtigsten Räumlichkeiten und deren Ausstattung auf (S. 35-60) und streift, soweit es das umfangmäßig begrenzte Format des Buches zulässt, deren Geschichte und Umbauten (einschließlich der bis heute irreparablen Kriegsverluste).

Villa Mumm erfüllt alle Kriterien, die an einen kulturhistorischen Kunstführer gestellt werden können: historische Einordnung des Bauwerkes, seiner Bauherren und des Architekten, kritische Würdigung des Baus sowie zahlreiche historische und aktuelle Fotografien zum Aussehen des Gebäudes. Der Text ist gut leserlich und wo es die Abschnitte nötig machen teils redundant (dies nie den Lesefluss störend), aber stets auf das Wesentliche beschränkt. Einzig ein gezeichneter Familienstammbaum der Dynastie Mumm von Schwarzenstein hätte der Übersichtlichkeit zusätzlich gedient.

Der erste Band der „Frankfurter Architektur und Geschichte“ ist inhaltlich wie gestalterisch ein äußerst ansprechender Kurzführer zu einem vergessenen, aber dennoch kulturhistorisch wichtigen Baudenkmal, das Dank der „Frankfurter Bürgerstiftung“ sowie der „Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung" durch Walter Lachner erfreulicherweise nun einem großen Leserkreis zugänglich gemacht worden ist.