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Gesamtansicht Rezensionen

978-3-96176-030-5
Irrtümer & Fälschungen der Archäologie
Begleitband zur Sonderausstellung 23. März – 9. September 2018, LWL-Museum für Archäologie, Westfälisches Landesmuseum, Herne

Anzuzeigender Band ist das Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung in Herne und Hildesheim. Er besteht aus Essays verschiedener Autoren zu den Themenkomplexen „Irrtümer“ und „Fälschungen“ und dem Katalogteil, ebenfalls unterteilt in die Bereiche „Irrtümer“, „Fälschungen“ sowie „Wahr oder falsch?“. Eine Besonderheit und ein echter Gewinn für den Band ist die Hinzunahme eines Beitrags des Autors David Macauley, dessen Buch „Motel of the Mysteries“ anlässlich der Ausstellung vollständig neu ins Deutsche übersetzt wurde. Sein Essay „Das Motel der Mysterien – Eine Ausgrabung alternativer Fakten“ (S. 16-33)  …

978-3-446-26229-4
Fake und Fiktion
Über die Erfindung von Wahrheit

Darüber, was ein ‚Fake‘ ist, welchen Schaden er gesellschaftlich und politisch anrichten und wie man ihn erkennen kann, ist in den letzten Jahren viel gesprochen und geschrieben worden. Thomas Strässle widmet sich dem Thema nun in seinem kurzen Essay-Band „Fake und Fiktion. Über die Erfindung von Wahrheit“ aus literaturwissenschaftlicher Sicht. Denn die Literaturwissenschaft habe, so Strässle, die längste Erfahrung damit, zu beschreiben, wie man etwas glaubhaft erzählt, das nicht wahr ist.

In elf kurzen Kapiteln erörtert Strässle seine Überlegungen zur Verbindung von Fake und Fiktion und zu Fiktionalität und Faktualität. Das Problem bei der Definition des Fakes beginnt dabei für Strässle schon mit dem Wort an sich. So geht er verschiedenen möglichen Ursprüngen des Wortes nach, ebenso wie unterschiedlichen semantischen, moralischen und kulturellen Differenzierungen des englischen und deutschen Begriffs. …

978-3-15-011145-1
Der Dreißigjährige Krieg in der deutschen Barockliteratur

An Gesamtdarstellungen zum Dreißigjährigen Krieg herrscht wahrlich kein Mangel, im Gegenteil: Ihre Fülle ist mittlerweile kaum mehr zu überblicken. Die Rezeption, Verarbeitung und Deutung der „Ur-Katastrophe der Deutschen“ (so der Titel des Spiegel Geschichte-Heftes 4/2011) in der Barockliteratur darf ebenfalls als gut erforscht gelten, eine aktuelle, übersichtliche Monografie zu diesem Thema fehlte bislang aber. Volker Meid, einer der besten Kenner der deutschen Barockdichtung, hat diesen Missstand nun behoben. Dem Literaturwissenschaftler gelingt es auf knappem Raum, eine Vielzahl von literarischen Werken samt ihrer Verfasser (und wenigen Verfasserinnen) zu präsentieren und diese ausführlich zu Wort kommen zu lassen. Dabei legt Meid seiner Arbeit einen weiten Literaturbegriff zugrunde: Er konzentriert sich nicht ausschließlich auf fiktionale Texte, sondern bezieht auch Tagebücher, Chroniken, Flugblätter sowie einige ausgewählte Briefe in seine Darstellung mit ein. …

978-3-8353-3209-6
Vom Neandertal nach Afrika
Der Streit um den Ursprung der Menschheit im 19. und 20. Jahrhundert

Mit einem „diskursanalytischen Ansatz“ (S. 23) wird dem sich im Verlauf zunächst höchst spannungsreichen wie allmählich entspannten Meinungsbildungsprozess „über den menschlichen Ursprung“ bei einem forcierten „Blick auf die Wechselwirkungen zwischen Wissenschaft, zeitgenössischer Weltanschauung und gesellschaftlichem Diskurs“ (S. 26) nachgegangen. Mithilfe öffentlicher und interner Publikationen, von Nachlässen und Monographien sowie methodischen Instrumentarien, deren Aktualität schon die verwendeten Begriffe wie Deutungshoheit, Netzwerk, Scientific community bekunden, gelingt der Autorin die Dekonstruktion der „Meistererzählung vom ‚missing link‘“ (S. 141), somit eine Dekonstruktion der mit dem Neandertal-Fund den Anstoß gebenden „weitläufigen Dekonstruktion des Menschen als Abbild Gottes“ aufgrund „einer Rekonstruktion des Menschen aus fossilen Knochen“ (S. 374). …

978-3-412-51246-0
Karol Modzelewski, Gesellschaftspsychologie einer Revolution

Wird aktuell häufig ein Mangel an sozialer Solidarität beklagt, wurde sie 1980/81 in Polen zum Ereignis; hier deklariert als „erhabene Zeit“ (S. 21), denn für „Millionen Polen […] die einzige Erfahrung von aktiv gelebter Freiheit“, „in einer großen Gemeinschaft und im Gefühl brüderlicher Verbundenheit“ (S. 26). Diese kurze Periode lässt der Autor gegenüber den unmittelbar folgenden abstechen, in der Beschreibung von Schwundstufen, Derivationen, Metamorphosen und insbesondere Umkehrungen der ursprünglichen Absichten.

Modzelewski besitzt dafür die Innenperspektive, als Pionier (schon ab Mitte der sechziger Jahre als Reformator aktiv), ja sogar Namensgeber der „Solidarność“. …

978-3-7099-7287-8
Vom Kaiser zum Duce
Lodovico Rizzi (1859-1945). Eine österreichisch-italienische Karriere in Istrien

Für den Verfasser dieser „quellengesättigt[en]“ (S. 8) Lebensskizze des schon seiner Geburt wegen zuhöchst privilegierten, Landgüter besitzenden ‚Gentiluomo’ Rizzi, mündet dessen ungemein vorteilhafte Parteinahme für das habsburgische Regime zwar nicht zwingend in das von Mussolinis Faschismus, wohl aber erblickt Wiggermann in der ‚Verschiebung’ von „Rizzis moralische[m] Referenzsystem“ (S. 391) eine Art von „Verantwortung der altösterreichischen Politikergeneration“ Istriens überhaupt, die wie „viele andere liberale Italiener wissentlich den Antidemokraten Mussolini unterstützt[en]“ (S. 439). …

978-3-8353-3210-2
Im Dienst der Gemeinschaft
Zur Ordnung der Moral in der Hitler-Jugend

Der Autor lässt hier eine „Moralgeschichte“ (S. 21) zum Verständnis der Hitler-Jugend (HJ) abrollen, der Jugendorganisation schlechthin des NS-Regimes, dem oft genug ‚Moral‘ überhaupt abgesprochen wurde und dessen Erforschung deshalb auch in diesem spezifischen Zusammenhang „Lücken“ (S. 78) aufweist.

Relativ komplex stellt Gloy dabei auf „eine Analyse der moralischen Codierung von Begrifflichkeiten und Thematisierungen sowie den damit verbundenen Wissens-, Macht- und Subjektivierungseffekten“ (S. 128) ab, den „interdiskursiven Verknüpfungen und ihren Auswirkungen auf die Konstitution der Subjekte“ im „Kontext des nationalsozialistischen Moralsystems“ (S. 79). …

978-3-499-62204-5
Als die Deutschen weg waren
Was nach der Vertreibung geschah. Ostpreußen, Schlesien, Sudetenland

Berichte über Flucht und Vertreibung der deutschen Ostbevölkerung zum Ende des Zweiten Weltkriegs finden in Deutschland wenig Beachtung. Zurückliegende Publikationen sind längst in Vergessenheit geraten. Noch weit weniger existieren heute Vorstellungen, wie das Leben in den verlassenen und kurz darauf neu besiedelten deutschen Ostgebieten nach 1945 weiterlief. Ein Autorenkollektiv um die deutsche Journalistin Ulla Lachauer und den polnischen Historiker Włodzimierz Borodziej berichtet in vorliegendem Rowohlt-Band über die Zeit, Als die Deutschen weg waren.

Das Buch kann nur wenige Einzelschicksale beleuchten, die aber als exemplarisch für die Vielzahl von Nachkriegsbiographien gelten können, die mündlich weitergegeben, aber niemals aufgezeichnet wurden.…

978-3-96176-055-8
Rom in Germanien
Waldgirmes - Dauerausstellung im Römerkastell Saalburg

Die in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts überraschende Entdeckung eines frühen Römerlagers in Waldgirmes, Gemeinde Lahnau bei Wetzlar, beförderte die Frage nach Verlauf und Einfluss der augusteischen Eroberung Germaniens. Ein dort gemachter, aufsehenerregender Fund ist ein vergoldeter Bronzekopf eines Pferdes, der einstmals Teil einer kaiserzeitlichen Reiterstatuengruppe gewesen war. Inzwischen im Römerkastell Saalburg, Bad Homburg, ausgestellt, gehört das Objekt zu den herausragenden materiellen Hinterlassenschaften, die die Provinzialrömische Archäologie in der nahe zurückliegenden Zeit gemacht hat. Der Pferdekopf ist daher zentrales Relikt, der – in Verbindung mit Geschichte und Bedeutung des Römerlagers bei Waldgirmes – in einem handlichen Katalogheft einem interessierten Leserkreis vorbildlich aufbereitet zugänglich gemacht wird. …

978-3-8053-5025-9
Palmyra
Biographie einer verlorenen Stadt

Die heute syrische Ruinenstätte Palmyra – nahe der modernen Ortschaft Tadmor – gehört im Netz der Karawanenstraßen Dank ihrer zwei Oasen zu den in römischer Zeit reichsten orientalischen Städten. Bereits in der Seleukidenzeit bedeutend, erlebte Palmyra (übersetzt etwa die „Palmenstadt“) im 1.-3. Jahrhundert ihre Blütezeit, wurde dann aber 273 nach einer gescheiterten Rebellion von römischen Truppen weitestgehend zerstört. Im 4. und 5. Jahrhundert ist die sehr viel kleiner gewordene Ortschaft dann Bischofssitz. Nach der islamischen Eroberung im 7. Jahrhundert wird die Siedlung von ihren Bewohnern nach und nach aufgegeben. Erst die Neuzeit, inspiriert von antiken Texten, interessiert sich erneut für Palmyra. …