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Gesamtansicht Rezensionen

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Kurz eingeführt und schnell nachgeschlagen
Übersichtswerke zur Ethik

Einführungen, gar solche in ganze Wissenschaften oder größere Disziplinen derselben, haben immer mit dem Problem zu kämpfen, gleichzeitig knapp (im Umfang) und umfassend (in der Darstellung der Gegenstände) sein zu müssen. Dazu noch stellt sich das Problem der Leserschaft: Einführungen werden in der Regel von fachlich nicht oder nur gering Vorgebildeten gelesen. Fachtermini sind daher besonders einzuführen, Hintergründe müssen auf eine angemessene Weise thematisiert werden. Zwei der drei zu besprechenden Werke sind Einführungen, sie lösen diese Aufgabe auf unterschiedliche Art und Weise. (...)

978-3-8253-6331-4
Gift giving and the "embedded" economy in the ancient world
Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Akademie-Konferenzen Bd. 17

Seit fast 100 Jahren ist die Idee von Marcel Mauss (1872-1950) über die Gabe als Austauschprinzip archaischer Gesellschaften Teil ökonomischer, juristischer, religiöser, politischer und sozio-morphologischer Untersuchungen bis in die Gegenwart hinein. Vorliegender Band revidiert mit seinen vielschichtigen Beiträgen nun diesen Ansatz und fordert unter veränderten Aspekten einer Ökonomiebetrachtung der Antike und ihrer Institutionen zu neuen Überlegungen heraus. …

978-3-608-94050-3
Konstantin der Große
Kaiser zwischen Machtpolitik und Religion

Der emeritierte Lehrstuhlinhaber der Universitäten Eichstätt und Bonn Professor Dr. Dr. Klaus Rosen zeigt sich bereits im Vorwort zu seiner vorliegenden Konstantinbiographie um das Risiko einer solchen Publikation bewusst: Einer Marktfülle zu demselben Thema. Hingegen habe er dennoch im Spektrum der ihm bekannten Publikationen einige Details vermisst, weshalb er sich mit seinem 2013 erschienenen Werk einer Nacherzählung des kaiserlichen Lebens annahm, die dezidiert die antiken Autoren aufspürt. In den insgesamt 23 Kapiteln seiner Biographie beleuchtet Rosen nicht nur den Feldherren, Politiker und religiösen Kaiser Konstantin, sondern stellt sowohl die politischen Vorbedingungen der diokletianischen Tetrarchie als auch das geistige Klima dar, in der es zu den restriktiven Maßnahmen gegenüber den Christen und Manichäern kam. …

Kanzleisprachenforschung
Kanzleisprachenforschung
Ein internationales Handbuch

Der deutsche Sprachraum im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit kennt keine überregionale Standardsprache wie in der Gegenwart. Doch gibt es neben den zahlreichen deutschen Dialekten so etwas wie Schreibzentren, in denen jeweils ein mehr oder weniger überregionaler Sprachgebrauch gepflegt wird. Die sprachgeschichtliche Bedeutung solcher Kanzleien ist in der germanistischen Sprachgeschichtsforschung als solche seit Langem bekannt, im Einzelnen indessen durchaus umstritten. Angesichts von etwa zwei Jahrzehnten intensiver Forschung auf diesem Gebiet setzt sich das vorliegende Handbuch zwei Ziele: Zum einen sollen „bestehende Probleme und Desiderata der aktuellen Kanzleisprachenforschung“ aufgearbeitet und zum anderen „wissenschaftstheoretische Grundlagen sowie methodische Orientierungen“ geschaffen werden (S. VII). (...)

Hofmannsthals Sprachgeschichte
Hofmannsthals Sprachgeschichte
Linguistisch-literarische Studien zur lyrischen Stimme

Tobias Heinz‘ Untersuchung vom Jahre 2009 ist ein Plädoyer für eine Germanistik, in der literatur- und sprachwissenschaftliche Erkenntnisinteressen gleichrangig nebeneinander stehen und fruchtbar aufeinander bezogen werden. Sie soll daher auch hier – zumal sie nichts von ihrer Aktualität eingebüßt hat – kurz gewürdigt werden. Die Wahl des Themas dieser Braunschweiger Dissertation muss kaum eigens begründet werden. Hugo von Hofmannsthal ist neben Fritz Mauthner und Karl Kraus eine der Schlüsselgestalten der sogenannten Sprachkrise um 1900, deren Interpretation sowohl Sprach- als auch Literaturwissenschaftler – von Peter von Polenz bis Helmuth Kiesel – wiederholt beschäftigt hat. Die „Sprachkrise“ ist, mit unterschiedlichen Akzentuierungen, ebenso Teil der Geschichte der deutschen Sprache im 19. und 20. Jahrhundert wie der Geschichte der literarischen Moderne. (...)

Deutsche Philologie an den preussischen Universitaeten
Deutsche Philologie an den preußischen Universitäten im 19. Jahrhundert
Dokumente zum Institutionalisierungsprozess

Uwe Meves hat eine Sammlung meist bislang unveröffentlichter fachgeschichtlicher Quellen herausgegeben, die den Institutionalisierungsprozess der Disziplin „Deutsche Philologie“ im 19. Jahrhundert dokumentieren. Dieser Prozess ist in groben Zügen bekannt, die Entwicklung des Faches steht in enger Verbindung mit der Entwicklung eines nationalstaatlichen Denkens im 19. Jahrhundert. Die von Uwe Meves vorgestellten und erschlossenen Dokumente der preußischen Universitäten machen aber deutlich, dass es sich dabei in erster Linie keineswegs um einen „nationalen Triumphzug“ gehandelt hat. „Die im Entstehen begriffene Disziplin Deutsche Philologie gewann an den Universitäten nur langsam an Boden, ihre Etablierung erstreckte sich über mehrere Jahrzehnte, nahm keinen kontinuierlichen Verlauf, stellte keinen nationalen Triumphzug dar und erfolgte an den einzelnen deutschen Universitäten wie auch in Preußen zeitlich stark versetzt“ (S. XI).

Fahrner Werke
Rudolf Fahrner. Gesammelte Werke in zwei Bänden
Band 1: Dichtung und Deutung. Band 2: Erinnerungen und Dokumente.

Da die bereits im Jahre 2008 erschiene Ausgabe der „Gesammelten Werke“ des Germanisten und Schriftstellers Rudolf Fahrner offensichtlich bisher noch nicht die Beachtung gefunden hat, die sie verdient, soll an dieser Stelle – kurz nach Fahrners 110. Geburtstag – noch einmal auf sie hingewiesen werden.

Da Rudolf Fahrners literarische und wissenschaftliche Texte bisher fast unzugänglich waren, schafft die Werkausgabe nun erstmals, zumindest für den Teil seiner nicht-monographischen Schriften, willkommene Abhilfe. Sie erschließt eine Persönlichkeit, die wie wenige andere Wissenschaftler in eigenen Dichtungen wie in den Deutungen Meister Eckharts, Goethes, Hölderlins, Hofmannsthals oder Stefan Georges stets von der Sprache der Kunstwerke ausgehen. Zu den „Dichtungen und Deutungen“ des ersten Bandes treten biographische „Erinnerungen“ und „Dokumente“, etwa Briefe, Auszüge aus Hochschulreden und Vorlesungen im zweiten Band der Werkausgabe. Zwar findet Rudolf Fahrner in Manfred Riedels viel beachtetem Buch „Geheimes Deutschland. Stefan George und die Brüder Stauffenberg“ vom Jahre 2006 an einigen Stellen Erwähnung. Und auch in Herbert Ammons Besprechung, „Vom Geist Georges zur Tat Stauffenbergs – Manfred Riedels Rettung des Reiches“ (http://www.iablis.de/iablis_t/2007/ammonrez07.html) spielt Fahrner eine gewisse Rolle: „In der Art und Weise, wie er [Riedel] jegliche Kritik an George abweist, die edle Geisteswelt des »Meisters« vom »Proto-Nazismus« der Münchner »Kosmiker« um Alfred Schuler und Ludwig Klages – denen George und Karl Wolfskehl zugehört hatten – scheidet, macht es sich Riedel zu leicht. (...)

Germanoslavica
Peter Härtling. Germanoslavica
Zeitschrift für germano-slawische Studien. Heft 2/2012 (23. Jahrgang)

Nach dem Mühlberger–Heft von 2009 erscheint nun eine weitere monothematische Ausgabe der Germanioslavica, dem aus Chemnitz stammenden, in Mörfelden lebenden Peter Härtling gewidmet. Sowohl für polythematische Hefte als auch für solche, die das Schaffen nur eines Autors beleuchten, lassen sich Argumente finden. Wenn die Redaktion sich für ein „Sowohl-als-Auch“ bei Präferenz der „bunten“ Hefte entscheidet, ist das sicherlich ein vernünftiger Kompromiss. Die acht Aufsätze sind aus Vorträgen eines internationalen Symposiums in Göteborg 2011 entstanden, das die dortige Universität und das Slawische Institut der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik gemeinsam ausgerichtet haben. Sie berühren unterschiedliche, bei weitem aber nicht alle Aspekte von Härtlings Œuvre.

Wer einmal gestorben ist
‚Wer einmal gestorben ist, dem tut nichts mehr weh‘.
Eine Überlebensgeschichte

Wieder einmal hat der Autor auf seine Bestimmung reagiert und in einem zweiwöchigen Interview Antwort gegeben auf Erlebnisse in Österreich und Konzentrationslagern, so wie er auf seine damalige Bestimmung reagiert hatte, nur mehr eine „erniedrigende Haft und nicht lange überleben“ (123) zu sollen. Das erzählte Ergebnis macht die exorbitante Stärke von Schwächen, vor allem jene nicht nein sagen zu können (etwa Verlockungen von Frauen und Moden, gleichfalls bei Hilfeersuchen anderer; Feingold wurde der Vorsitzende der Isrealitischen Kultusgemeinschaft Salzburgs) offenkundig, gegenüber einer Herrschaft die ja zu sagen verstand nur in vernichtender Verneinung: Auf Feingold wirkte die permanente Existenzbedrohung als Elixier zu überleben.

Mein liebes Ilsekind
«Mein liebes Ilsekind» Mit dem Kindertransport nach Schweden — Briefe an eine gerettete Tochter.

„Hier will ich Dir nur hauptsächlich das schreiben, was ich Dir sonst nicht schreiben kann“ (S. 120) — so Gertrud Reifeisen in einem ihrer Briefe an ihre Tochter Ilse, die im Dezember 1939 im Alter von 13 Jahren mit einem Kindertransport nach Schweden emigriert. Und tatsächlich spielt das Schreiben in der von Elisabeth Cosanne-Schulte-Huxel editierten Ausgabe eine zentrale Rolle: nicht nur als Versuch, der geographischen Distanz ein Stück Intimität entgegenzusetzen und das Trauma der Trennung erzählerisch zu verarbeiten. Gleichzeitig sind die Briefe auch ein wichtiges Zeugnis des wachsenden Antisemitismus im NS-Regime, in dem das Schicksal der Familie Reifeisen stellvertretend für das vieler Verfolgter und Ermordeter steht.