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978-3-940064-05-9
Flucht nach vorn
Gesprochene Autobiographie und Materialien

Es stellt in gewisser Weise ein Wagnis dar, wenn die Erinnerungen Andrzej Wirths von einem Nicht-Theaterwissenschaftler, nämlich einem Historiker und Kulturwissenschaftler besprochen werden, dessen Zugang zur Person zum einen aus dem polnischen, zum anderen aus dem Gießener Kontext herrührt. Die Gefahr liegt darin, bestimmte Prozesse und Verknüpfungen in Werk und Person für erstaunlich zu halten, die für Experten schon immer sonnenklar waren. Geht man jedoch davon aus, dass Bücher wie das vorliegende dennoch für einen breiteren Leserkreis geschrieben werden, ist das Erzeugen von Aha-Effekten vielleicht doch legitim. ...

978-3-86312-073-3
Rasende Reporter
Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945

Die Pressefotografie ist aus der gegenwärtigen Berichterstattung nicht wegzudenken; teilweise sind die Fotos aufgrund ihrer Professionalität, aber auch ihrer Nachbearbeitung weit eindringlicher als der sie erläuternde Text. Allzu oft sind es Bilder, die sich in das Gedächtnis eines Betrachters oder gar einer ganzen Gesellschaft schon beinahe einbrennen und zudem auf einer starken emotionalen Ebene wirken. „National Geographic“ etwa ist ein solch bildgewaltiges Magazin, und kaum einer wird nicht – bewusst oder unbewusst – schon einmal ein Bild aus dieser Quelle betrachtet haben. ...

978-3-7017-3200-5
Habsburgs schmutziger Krieg
Ermittlungen zur österreichisch-ungarischen Kriegsführung 1914 - 1918

Der Titel des Gemeinschaftswerks signalisiert, dass die – ethische – Legitimität zur Regierungsausübung der Herrschaftsdynastie der Habsburger diskutiert wird. Und es entspricht ganz dem argumentativen Verfahren, der ‚Handschrift‘ der Werkstatt des üblichen Duos Leidinger-Moritz (den weitaus größten Teil bestreitet Hannes Leidinger), dies nicht nur ‚entlang‘ der Quellenbelege, vielmehr ‚mit‘ ihnen zu präsentieren. Angegangen wird dabei der gar bis heute währende Ruf, das „‚kaiserliche Österreich‘“ sei „Ausdruck des ‚Anstands‘ und der ‚Ehrenhaftigkeit‘“ (S. 232) gewesen. Demgemäß gab es zwar den Anspruch, im Gegensatz zu den Serben (so der Text des k.u.k. 5. Armeekommandos) nicht einen „‚schmutzigen Krieg‘“ führen, somit „die Zugehörigkeit zur Europäischen Kultur“ (S. 73) wahren zu wollen; ein Vorsatz allerdings, der gründlich verfehlt wurde. ...

978-3-525-54042-8
Das Ende des Holocaust

Der Holocaust als Ereignis und Begriff wird auch nach der Ära der Zeitzeugen in den nächsten Jahrzehnten sicher nicht in Vergessenheit geraten. Die Erinnerung an die Geschehnisse, vor allem aber das ‚Erzählen‘ über den Holocaust, hat jedoch keineswegs eine für alle Zeiten unveränderliche Form, sondern ist sehr stark im Fluss. Was erinnert wird und wie, hängt maßgeblich davon ab, durch wen die Geschehnisse vermittelt werden und innerhalb welcher spezifischen kulturellen Kontexte dies geschieht.

Mit den sich aus dieser Annahme ergebenden Fragestellungen, Beobachtungen und Problemen setzt sich Alvin H. Rosenfeld in „Das Ende des Holocaust“ auseinander. Er untersucht, wie vor allem Literatur, Film, Fernsehenund Theater den Prozess der Erinnerungsgestaltung in den USA und (vornehmlich) Westeuropa beeinflussen. ...

978-3-8353-1408-5
Historische Bevölkerungsforschungen
Deutschland und Österreich im 20. Jahrhundert

Vorliegende Studie analysiert die Entwicklung der Purifizierung, einer Läuterung der multidisziplinären Bevölkerungsforschung; sie verfährt als Perlustrierung insbesondere der Geschichtswissenschaft. Der Autor hebt an mit den 20er Jahren, als die „deutschen ‚Ost- und Volksforschungen‘ entwickelt und praktiziert wurden“ (S. 18), die sich keineswegs nur auf „historische Statistik des Bevölkerungsstands und der Bevölkerungsbewegung“ beschränkten (S. 14). Dabei bedient er sich methodisch der „Diskursanalyse und der sozialen Netzwerkanalyse“ (S. 22). Seine Absicht ist so diffizil umzusetzen wie sein Untersuchungsgegenstand ‚heillos‘ vermengt: „Völkisches Ordnungsdenken und unterschiedlich gewichtete Bezugnahmen auf das methodische Reservoir von ‚Statistik‘, ‚Demographie‘, ‚Genealogie‘ und ‚Bevölkerungsbiologie‘“ sind in seinen historiographischen Belegstellen „untrennbar miteinander verwoben“ (S. 46). ...

978-3-943904-02-4
Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten Deutschlands

Es gibt sie für verschiedene Kulturen wie Römer und Kelten, für bestimmte Regionen und Städte oder für klar definierte Zeiträume sowie einzelne Monumente: archäologische Führer. Auch im „Wissenschaftlichen LiteraturAnzeiger“ sind sie des Öfteren besprochen worden, da sie hilfreich dafür sind, einem interessierten Leser eine in vielen Teilaspekten verlorene Zeit und Kultur anhand ausgewählter Exponate oder architektonischer Hinterlassenschaften wieder sichtbar werden zu lassen. Wolfram Letzner hat nun die „50 bekanntesten archäologischen Stätten“ der sechszehn deutschen Bundesländer zusammengestellt. ...

978-3-205-79471-4
Heimat/Front
Geschlechtergeschichte/n des Ersten Weltkriegs in Österreich-Ungarn

Die vorliegende, eigentlich überreife Justierung der Stellschrauben zum kompletteren Verständnis der Kriegsmaschinerie während des ‚Großen Krieges‘ zeigt, was eine „feministische Kriegsgeschichte“ (S. 139) „gemäß geschlechtergeschichtliche(r) Theoreme“ (S. 169) zutage befördern vermag: Die Interpretation einer geschlechterspezifischen Funktionsaufteilung im Krieg, so wie sie aufgrund der Geschlechterordnung propagiert und sich auch in der Erinnerung in beförderter Weise halten sollte, büßt nunmehr Entscheidendes ein. Sowohl die angeblich nur von Frauen repräsentierte ‚Heimatfront‘ wie auch die zum vorwiegenden Aufenthaltsort, zur ‚Frontheimat‘ gewordene Sphäre schloss beide Geschlechter mit ein, sodass nun der Vorhang fällt zwischen beschützenden Kriegern und beschützten ‚Heimchen‘ weiblichen Geschlechts. ...

978-3-86312-082-5
Berühmte Jahre
Oder: was noch geschah, als Heinrich nach Canossa ging und Kolumbus Amerika entdeckte

Dieses Buch wendet sich in anekdotischer Form sowohl an den Fachhistoriker als auch an den interessierten Laien mit einer ungewöhnlichen Zusammenstellung von geschichtlichen Ereignissen, die die Zeit von 1077 bis 1914 umgreifen. Beginnend mit dem wohlbekannten Canossa-Gang Heinrichs IV., werden jedem behandelten Ereignisjahr insgesamt drei Geschehnisse zugeordnet, die i.d.R. nicht im kollektiven Gedächtnis unserer Gesellschaft gespeichert sind. So verquickt die Autorin Heinrichs IV. Bußgang im Jahre 1077 mit dem Bau der Abteikirche St. Etienne in Caen mit seinem verblüffenden Vor- und Nachspiel und dem Privileg des Nonnenklosters im Chiemsee. ...

978-3-7954-2414-5
Blutzeuge
Tod und Grab des Petrus in Rom

Vorliegender Band ist aus der kritischen Auseinandersetzung mit dem Buch Petrus in Rom. Die literarischen Zeugnisse des Altphilologen Otto Zwierlein entstanden. Aufgenommen sind hierzu drei Beiträge, die auf der Tagung des Römischen Instituts der Görres-Gesellschaft am Campo Santo Teutonico im Frühjahr 2010 gehalten und entsprechend erweitert wurden, um Hintergrundinformationen zu einzelnen Aspekten der Essays zu geben.

Streitpunkt ist die These Zwierleins, Petrus sei nie in Rom gewesen, also sei er dort auch nicht gestorben und daher gibt es dort auch kein wirkliches Grab (S. 7). Zwierlein stellt damit die Anfänge der Apostel- und Märtyrerverehrung in Frage. ...

978-3-422-07190-2
Villa Mumm
Frankfurter Architektur und Geschichte [Bd. 1]

Die „Frankfurter Bürgerstiftung“ ist Initiator einer neuen Schriftenreihe, die „kulturgeschichtlich und architektonisch“ bemerkenswerte Gebäude und Anlagen (S. 7) einem größeren Leserkreis bekannt machen möchte. Als Autor für die erste Ausgabe innerhalb dieser Serie ist Walter J. Lachner gewonnen worden, der die Villa Mumm – ihr ist dieser Einführungsband gewidmet – und ihren kulturhistorischen Hintergrund bestens kennt. Als ehrenamtlicher Kurator der „Deutschen Stiftung Denkmalschutz e.V.“ für den Großraum Frankfurt/Main ist er zudem mit weiteren Bauwerken der Region gut vertraut. Bei zahlreichen Führungen durch die Villa Mumm hat er bereits „Bewusstsein für die historische und kulturelle Bedeutung der Rhein-Main-Metropole“ schärfen können (S. 70); aus gleicher Intention heraus ist anzuzeigender Band entstanden. ...