Ethik
Eine Einführung

Ethik gehört zum Leben und zum Alltag. Sie speist sich aus verschiedenen Quellen und setzt als Disziplin der Philosophie Wertmaßstäbe. Otfried Höffe, Philosoph mit Forschungsschwerpunkt der Philosophie Immanuel Kants, umreißt mit Ethik, eine Einführung Grundmodelle, Fragen und Kontroversen.

Offenbar ist nur der Mensch zur Ethik fähig. Dieses zur Moral berufene biologische Multitalent lässt sich aber auch „ironisch als einen Affen definieren [...], der gelegentlich wie Gott sein will“ (S. 13). Doch schon nach Ende dieser anthropologischen Klärungen und der Beschreibung einer normativen Ethik, die sich „von der Idee eines moralisch guten und gerechten Lebens“ (S. 26) leiten lässt, ersetzt Höffe die Schwimmflügel durch die Bleiweste, um den Leser zielsicher zum philosophischen Meeresgrund zu befördern.

Was Ethik in ihrer Methodenvielfalt ausmacht, verdeutlicht Höffes Beschreibungsartistik, die neben der hermeneutischen, phänomenologischen, analytischen und sprachanalytischen Ethik auch die Metaethik, die normativ-analytische Ethik, die Ethik ohne Metaphysik bis hin zur durch Kant begründeten transzendentalen Ethik mit einschließt, nebst zwei metaethischen Debatten und drei Fehlschlüssen (S. 27-36).

Erst die „Grundmodelle der Ethik“ (S. 53-83), die u.a. Prinzipien der Eudaimonie und des Utilitarismus ansprechen (S. 54-65) als auch die Kapitel „Warum moralisch sein?“ und „Angewandte Ethik“ (S. 100-116) liefern einen besseren Versuch des Ethikeinstiegs.

Gleichwohl bleibt vorliegendes Buch schwerverdauliche Rohkost. Die vielfältigen Möglichkeiten, dem Leser Zugang zum weiten Feld Ethik zu eröffnen, nutzt Höffe nicht. Für Philosophie-Cracks ist hier Gelegenheit zum warmlaufen – für interessierte Laien, gerade auch für Schüler kaum. Besonders die angewandte Ethik mit ihren zahlreichen Anknüpfungen zu Themenfeldern wie Wissenschaft, Medizin, Wirtschaft oder Religion behandelt Höffe leider nur nachrangig. SeinDiskurs ist mehr Theorie-Jonglage mit Aristoteles und Kant – eine Einführung in die Ethik ist er weniger.