Wiederentdeckt! Basilius Amerbach erforscht das Theater von Augusta Raurica
Beiträge zu dem zwischen 1588 und 1591 entstandenen Manuskript O IV 11 in der Universitätsbibliothek Basel

Augusta Raurica, bei dem heutigen Augst bzw. Kaiseraugst östlich von Basel gelegen, ist eine römische Gründung, die wohl um 44 v. Chr. als Grenzfestung entstanden das römische Gallien vom Siedlungsgebiet der keltischen Rauricer in den Alpen trennte. Nach seiner Zerstörung durch die Alemannen um 260 ließ Diokletian die Siedlung durch das Castrum Rauracense ersetzen. Aus römischer Zeit blieben zahlreiche Fundamente verschiedener Bauten erhalten, die heute als archäologischer Park wieder zugänglich sind.

Erste Begehungen dieser Ruinen, in denen spätestens seit dem Mittelalter immer wieder Keramik- bzw. Münzfunde gemacht wurden (vgl. den Beitrag von Christoph Schneider, „Aufbruch in die eigene Vergangenheit: Die Basler entdecken ihre römische Vergangenheit im 16. Jahrhundert“, S. 11-22), reichen zu Andreas Ryff (1582-1585), Basilius Amerbach und Hans Bock (1587/1588-1591) zurück.

Ein Konvolut von 50 Blättern von der Hand des Basler Universitätsprofessors Amerbach mit Skizzen der römischen Überreste gelangte 1661 an die Basler Universitätsbibliothek (Manuskript O IV 11). Zwar gab es immer wieder Anläufe, die Manuskripte zu edieren und zu publizieren (vgl. den Beitrag von Thomas Hufschmid u. Barbara Pfäffli, „Wiederentdeckt! Eine alte Geschichte fördert Neues zutage …“, S. 7-8), doch bedurfte es erst einer eigenen Ausstellung der Blätter, um mit dem vorliegenden Band eine frühe Untersuchung in den römischen Ruinen von Augst –seinem Theater – adäquat einer interessierten Leserschaft vorstellen zu können.

Sieben Einzelbeiträge erläutern das geschichtliche und geistesgeschichtliche Umfeld, in dem Amerbachs Begehungen stattfanden, handeln die Person Amerbach und sein privates Umfeld ab, beschreiben seine Tätigkeit vor Ort und setzen seine Ergebnisse in Bezug zu den modernen Grabungen. Neben den Planskizzen sind in dem Band auch Vermessungspläne Hans Bocks und zeitgenössische Werkzeuge abgebildet, die den Stand der damaligen Grabungstechnik widerspiegeln. Zahlreiche Modelle und Rekonstruktionszeichnungen vervollständigen das Bild des antiken Theaters von Augusta Raurica.

Der sorgsam zusammengestellte Katalog samt der hervorragenden Wiedergabe der Planskizzen, Aquarelle und Federzeichnungen von Basilius Amerbach und Hans Bock ist ein längs überfällig gewesenes Desiderat zur Wiederentdeckung von Augusta Raurica und zur Rezeption der frühen Archäologie und ihrer Geisteshaltung. Übersichtlich gestaltet und informativ zusammengestellt ist ein anschaulicher und lesenswerter Band zu einem der wichtigen wie bekannten Grabungsareale römischer Besiedlung vorgelegt worden, der weder in einer Fachbibliothek fehlen darf noch dem an römischen Hinterlassenschaften interessierten Leser entgehen sollte.