Caesar, Attila & Co.
Comics und die Antike

Bei dem kleinen, handlichen Büchlein mit dem eingängigen Titel Caesar, Attila und Co. handelt es sich um ein rezeptionsgeschichtliches Werk. Die Autoren haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Blick auf das in der Rezeption gern vergessene Genre des Comics zu schärfen. Es ist nicht das erste Buch zur Antike im Comic, doch sieht der Herausgeber Carlá einen dringenden Bedarf an Schriften wie der Vorliegenden. Denn die wissenschaftliche Rezeption von an die Antike angelehnten Comics fand bisher recht einseitig statt. Zumeist wurden nur Comics besprochen, die sich nur mit der Antike beschäftigen, wie zum Beispiel das wohl populärste solcher Comics Asterix. Der vorliegende Band soll in eine neue Richtung weisen: Es werden auch Comics behandelt, die nur in einigen Bänden eine Verbindung zur Antike aufweisen, wie zum Beispiel die allseits bekannte Micky Maus. Außerdem hat man es sich zum Ziel gemacht, auch die Schöpfer der Comics Einfluss auf die Rezeption haben zu lassen. Ihre Sicht auf ihre Werke wurde bisher immer vernachlässigt. In Caesar, Attila und Co. müssen sie Rede und Antwort stehen: Wieso haben sie sich eine antike Grundlage für ihr Comic gesucht? Woher beziehen sie ihre Informationen und für wie wichtig erachten sie die Antike für unsere heutige Zeit? Die Sicht des Comic-Schöpfers wird dann jeweils mit einem Beitrag von fachkundigen Altertumswissenschaftlern kombiniert.
Mit dieser ganz neuen Grundlage in der Comic-Rezeption werden die unterschiedlichsten Formen wie zum Beispiel didaktische oder erotische Comics thematisiert. Man lernt demnach nicht nur besser die versteckten Inhalte von Comics zu erkennen und zu deuten, sondern lernt auch viel über das Genre. Durch die persönlichen Schilderungen der Zeichner wird die Entstehung eines Comics klarer und man erhält sozusagen einen Blick hinter die Kulissen. Zudem werden ganz klare Verbindungen vom Medium Comic zu anderen gezogen. Es werden zum Beispiel die frühen Nero-Filme thematisiert, die auf die Darstellung Neros in vielen Comics einen großen Einfluss hatten.
Das Buch umfasst elf Kapitel, deren thematischer Schwerpunkt auf Comics mit römischen Hintergründen liegt. Die Kapitel sind um die zehn Seiten lang und wurden von Michele Petrucci, Giovanni Brizzi, Sergio Tisselli, Michaela Hellmich, Martin Lindner, Thomas Kramer, Patrick Schollmeyer, Dorothée Šimko, Maria G. Castello, Valérie Mangin, Andreas Goltz und dem Herausgeber Filippo Carlà verfasst.
Ebenso international wie die Autoren des Teams sind die Comics, die in Caesar, Attila und Co. ihre Erwähnung gefunden haben. So findet man im Buch nicht nur die oben genannten amerikanischen Micky Maus-Comics, sondern auch italienische, französische und sogar ein Kapitel über Mosaik-Comicstrips aus der ehemaligen DDR. Der Schwerpunkt liegt allerdings auf der europäischen Comic-Tradition, die sich in Ländern wie zum Beispiel Belgien schon seit Jahrzehnten der Antike als Inspiration bedienen.
Wer einfach nur Comics mit antiken Hintergründen schmökern will, hat mit diesem Buch nicht den richtigen Griff getätigt. Es kann und soll aber dafür die Grundlage sein. Viele der vorgestellten Comics sind zwar oftmals auch in einer deutschen Übersetzung erschienen, haben aber bisher nur einen mäßigen Bekanntheitsgrad. Unterstützend geben viele Bilder einen ersten Eindruck in den Zeichenstil und die Aufmachung der beschriebenen Comics. So wird eine Vorauswahl vereinfacht. Daneben verfügt das Buch über ein ausführliches Literaturverzeichnis, dass eine weitere Beschäftigung mit dem Thema leicht ermöglicht.
Das Autorenteam von Caesar, Attila und Co. weiß von vielen interessanten Comics und noch mehr spannenden Hintergründen zu eben diesen zu berichten. Laientauglich verfasst und reich bebildert ist es eine schöne Lektüre für geschichtsinteressierte Comics-Fans oder comicinteressierte Geschichts-Fans.