Wege zu den Kelten
100 Reisen in die Vergangenheit. Schätze, Kunst, Kultorte

Thomas F. Klein, Kolumnist der FAZ, ist für seine zahlreichen Museums- und Reiseführer bekannt. Auch dieses Jahr legt er einen solchen Band vor. Auf 240 Seiten stellt Thomas Klein 100 Orte vor, die den Reisenden in die Welt der Kelten einführen sollen.

So kennt man die Kelten: Entweder schon als Kind durch den Gallier Asterix mit seinen Gefährten oder durch die mächtigen Grabhügel mit goldreichen Bestattungen und gut gesicherten Höhenburgen mit kilometerlangen Wallanlagen. Zahlreiche Bücher und Ausstellungen beschäftigten sich in den letzten Jahren mit der Kultur der Kelten. Es werden immer neue Entdeckungen gemacht, wie zum Beispiel 2011 das prächtig ausgestattete „Fürstinnengrab“ an der Heuneburg bei Hundersingen. Diese bedeutenden Funde und ihre Einordnung in den kulturellen und chronologischen Zusammenhang locken immer wieder tauschende Neugierige an. Lange Zeit wusste man kaum etwas über die Menschen, die während der Eisenzeit in ganz Mitteleuropa in Stämmen verstreut lebten und von den Römern „keltoi“ genannt wurden. Ab den 1950er Jahren wurden Archäologen immer öfter fündig und mittlerweile ergibt sich ein Bild der Charakteristika, die diese Kultur auszeichnen. Die wichtigsten Fundorte, die der Forschung die Informationen dafür lieferten, sind in Thomas Kleins Reiseführer zusammengefasst. Darunter gehören zum Beispiel die beiden Fundorte, die namensgebend für die ältere und jüngere Eisenzeit stehen. Die ältere Eisenzeit beginnt in Mitteleuropa um 800 v. Chr, die jüngere schließt sich um ca. 450 v. Chr. daran an und reicht bis um Christi Geburt. Diese Entwicklung konnte anhand der Funde aus dem zeitlich früheren Hallstatt und dem späteren Laténe ausgemacht werden. Der wesentliche Unterschied zwischen diesen Phasen macht der veränderte Verzierungsstil aus. Während der Hallstattzeit dominieren geometrische Muster, in der Laténezeit sind es verspielte Zirkelornamente und Fabelwesen. Die Kelten waren Meister darin, ihre Werkzeuge, ihr Geschirr und andere Alltagsgegenstände mit einer abwechslungsreichen Formenvielfalt zu verschönern. Das keltische Handwerk stand den Produktionen rund ums Mittelmeer kaum nach. Doch immer wieder, wie zum Beispiel in Vix, finden sich Importstücke aus der mediteranen Welt in keltischen Gräbern und geben Hinweise auf die weitreichenden Handelsbeziehungen der keltischen Eliten. Diese hatten sich hoch gelegene Befestigungen an Reise- und Handelsrouten errichten lassen. Wie es die Heuneburg mit ihrem Freilichtmuseum in Nähe der bis zu 13m hohen Grabhügel und mit der rekonstruierten Lehmziegelmauer eindrucksvoll aufzeigt. Große und kleine Überbleibsel dieser heterogenen Kultur, deren Vertreter 387 v. Chr. sogar Rom einnahmen, stellt Thomas Klein vor. Darunter malerische Fundorte und Wanderwege, Freilichtmuseen und Keltendörfer, Sammlungen und Dauerausstellungen. Die Wege in die Vorgeschichte führen aber nicht nur zu deutschen Orten. Aus dem gesamten deutschsprachigem Raum hat Thomas Klein lohnenswerte Ziele zusammengestellt. Aber auch Frankreich und Luxemburg, ebenso reich an keltischen Sehenswürdigkeiten, werden besprochen und liefern lockende Reiseanregungen. Insgesamt 18 Regionen stellt er in verschiedenen Abschnitten vor. Zwischen drei und acht Reisetipps finden sich in den einzelnen Kapiteln. Die Artikel zu den vorgestellten Orten sind zumeist nicht länger als zwei bis drei Seiten. Mit Liebe zum Detail treffen sie die Besonderheiten des Vorgestellten. Der Autor geht auf die typischen Merkmale der Region, ebenso wie auf besondere Fundniederschläge ein. Kleine Anekdoten zu den wichtigsten Objekten geben Informationen zu Grabungen oder dem Umgang der Museen mit ihren Prunkstücken. Reich bebildert mit Farbfotos wecken die Beschreibungen die Neugier des Lesers auch für ihm unbekannte Orte.

Schon einmal stellte Thomas F. Klein ein Buch unter ähnlichem Titel im Theiss Verlag vor. Das Layout und einige Orte wurden im vorliegenden Band geringfügig geändert. Auch die Einführung des 2004 veröffentlichten „Wege zu den Kelten. 100 Ausflüge in die Vergangenheit“ wurde überarbeitet und abgewandelt. Für Besitzer dieses früheren Bandes lohnt sich die Anschaffung des neuen Titels nicht unbedingt. Viele Angaben überschneiden sich und oftmals ist es sicherer, im Internet die Museumsseiten zu besuchen, um kurzfristig Informationen einzuholen.

Für Interessierte, die noch kein solches Buch besitzen, soll es empfohlen sein. Es bietet einen prägnanten Überblick über die wichtigsten Orte, an denen man einer längst vergangenen Epoche nachspüren kann.