Die urchristlichen Gottesdienste
Entstehung und Entwicklung im Rahmen der frühjüdischen Tempel-, Synagogen- und Hausfrömmigkeit

Für diese neueste, umfassende Arbeit über die urchristlichen Gottesdienste ist der Untertitel von entscheidender Bedeutung, weil er das Umfeld nennt, in dem die Forschung erfolgte. Das ist zweifelsohne ihre spezielle Besonderheit! Das Neue Testament gibt ' wohl wegen der Arkandisziplin in der Urkirche ' keine (auch nur annähernde) Beschreibung der Gottesdienste, wie sie die Gemeinden der ersten Generation gefeiert haben. Acta 2, 42ff, weist lediglich auf das Faktum von Gottesdiensten hin, ohne etwas über ihren Ablauf zu berichten.
Der Verfasser hat sich als Aufgabe gesetzt, 'das Neue Testament und andere zeitgenössische Quellen auf ihren Aussagegehalt hinsichtlich des Gottesdienstes' zu untersuchen (19). Das macht erforderlich, zunächst die gottesdienstliche Terminologie nicht nur allgemein bekannt zu machen, sondern auch hinsichtlich ihres Sinngehaltes zu analysieren (21ff). Zur Entstehungsgeschichte der frühchristlichen Gottesdienste und auch des damit verbundenen Liturgiebegriffs gibt es in der Liturgiegeschichte längst fundierte Untersuchungen (u.a. Hahn, Baur, Delling, Cullmann, Aune), die Wick sachkundig vorstellt (27-36) Den ersten eigentlichen Hauptteil seiner Studie bildet allerdings die Konfrontation mit dem altisraelischen Gottesdienst (37), dem Tempelgottesdienst im 1. Jahrhundert (52) und die Entwicklung der Synagogen zur Zeit des zweiten Tempels (88). Dabei geht es nicht nur um den Tempel und seine Priesterschaft, sondern auch um den Opferdienst, die liturgischen Zeiten, um die Volks- und individuelle Frömmigkeit ('Religiöses Leben im Haus', 117).
Wie sind in diesem Umfeld, auf dieser Basis und innerhalb dieses 'Rahmens' die urchristlichen Gottesdienste entstanden? Das entfaltet und analysiert Wick in beeindruckender und überzeugender Weise bei Paulus, Matthäus, Lukas, Markus, Jakobus, dem Hebräerbrief, dem Johannes-Evangelium und seinen Briefen, der Apokalypse, dem 1. und 2. Petrusbrief und dem Judasbrief ' also praktisch in allen Schriften des Neuen Testaments (168-366) ' in präziser, wissenschaftlich fundierter, sprachlich gut ausgewogener Forschungsarbeit! In der Sicht des Rezensenten ist hier ein besonderer Höhepunkt, was in 9.2 zur 'Paulinischen Kultmetaphorik' ausgeführt wird.
Das generelle Facit dieses Opus von 423 Seiten lässt sich in dem Satz zusammenfassen, daß die urchristlichen Gottesdienste im Kontext der gottesdienstlichen Praxis des Frühjudentums auf der Basis der altisraelischen Gottesdienste gesehen und verstanden werden müssen (361ff).
Die wissenschaftlich vorbildlich strukturierte Studie von Peter Wick ist ein Höhepunkt in der Literatur zur christlichen Gottesdienstentwicklung und führt die bisherige Forschung in vielfacher Weise weiter.