Die Kelten - Mythos und Wirklichkeit

Und wieder ein Kelten-Buch. Davon gibt es doch schon genug, könnte man meinen. Allerdings stellt dieser 'Leitfaden zur Keltenforschung' (Klappentext) insofern ein erfreuliches Novum dar, als hier zum ersten Mal in deutscher Sprache Fachleute aus verschiedenen Disziplinen unterschiedliche Aspekte dessen vorstellen, was in der Wissenschaft mit dem Attribut 'keltisch' belegt wird.
Behandelt werden Geschichte und Darstellung der Kelten nach dem Zeugnis antiker Autoren, die Archäologie der Hallstatt- und der Latènekultur in Süddeutschland und Frankreich, keltische Religion und die keltischen Sprachen. Die übrigen Beiträge widmen sich den heute noch keltischsprachigen Regionen Europas: Sie befassen sich mit Geschichte, Literatur und Rechtswesen, wobei das Gewicht zeitlich auf dem Mittelalter und geographisch auf Irland liegt. Ferner werden noch Folklore mit Schwerpunkt Musik und die Rezeption und Verarbeitung (vermeintlich alter) keltischer Kulturelemente in der Moderne ('Nachleben') angesprochen. Ein Anhang bietet u.a. eine Liste mit Museen, einige Literaturhinweise und einen Index.
Das Buch versteht sich als Leitfaden, soll also der groben Orientierung des interessierten Lesers dienen. Diesen Zweck erfüllen die Beiträge im großen und ganzen, über manche der geäußerten Ansichten könnte man diskutieren. Wiewohl es objektive Wissenschaft nicht gibt, hätte man sich angesichts der Verschiedenheit der zu Worte kommenden Fächer von der Einleitung zumindest einige klärende Ausführungen zu den unterschiedlichen Definitionen des Keltenbegriffs gewünscht. Diese aber pflegt mit ihren Wertungen und dem zum Pathetischen neigenden Ton eher den Mythos.
Der ansonsten insgesamt informative und auch flüssig zu lesende Band weist bedauerlicherweise eine Reihe von Schreibfehlern auf. So dürfte das angebliche hamitosemitische Wort für 'links' (S. 61) wohl eher 'rechts' bedeuten, anders ergibt der Kontext keinen Sinn. Weitere Beispiele wären coicedaig (S. 69): cóiceda, CAMIN (S. 88): CAMI, do-beit (S. 98): do-beir, cló Gaeilge (S. 99): cló Gaelach, Cirián (S. 127): Ciarán, Heinrichs II (S. 130): Heinrichs I, Eistedfodd (S. 159): Eisteddfod, Virgil (S. 188): Vergil.