Hitlers Gott
Vorsehungsglaube und Sendungsbewußtsein des deutschen Diktators

Der junge Nürnberger Historiker hat sich der Mühe unterzogen, alle noch vorhandenen Dokumente auf Äußerungen Hitlers, die sich irgendwie auf religiöse Inhalte beziehen, näher zu analysieren. Am deutlichsten erscheint dabei dessen von einem diffusen Sendungsglauben genährtes Selbstbewußtsein, in dem er sich selbst als messianischer Heilsbringer erkennt. Als Leit- und Vorbild dienen ihm dabei die Machtstrukturen der Papstkirche, mit der ihn eine merkwürdige Haßliebe verband und der er bis zu seinem Ende angehörte. Da nun aber 'eine Krähe der anderen kein Auge aushackt', wurde er auch nicht exkommuniziert, obwohl er sie kategorisch ablehnte und als 'minderwertige Kulturschande' und als 'Reptil, das man zertreten muß' bezeichnete. Trotz allem ideologischen Geschwafel von der 'Überlegenheit der nordisch-germanischen Rasse', dem Mythos von 'Blut und Boden' sowie dem inszenierten Führerkult nach päpstlichem Vorbild, bleiben die religiösen Phantasien des 'Führers' als Werkzeug der allenthalben beschworenen Vorsehung stets verschwommen und lassen kein Gottesbild erkennen. Da sie zudem existentiell an sichtbare Erfolge gebunden waren, verloren sie mit deren zunehmenden Ausbleiben immer mehr an Faszination und Glaubwürdigkeit, um sich agonal mit dem noch zum 'Heldentod' hochgelogenen Selbstmord des Diktators und dem Ende seiner Schreckensherrschaft im Nichts aufzulösen.
Das verdienstvolle Buch ist ein wesentlicher Beitrag zum besseren Verständnis eines der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte und verdient angesichts des gegenwärtig erneut aufflammenden Fundamentalismus und Fanatismus die weiteste Verbreitung, um die Menschheit vor einem erneuten Rückfall in die Schreckensherrschaft archaischer Diktaturen zu bewahren.